Ostbeauftragte lässt Wirken der Treuhandanstalt untersuchen
Archivmeldung vom 11.07.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), hat 21 Jahre nach ihrer offiziellen Schließung eine Studie über das Wirken der Treuhandanstalt beziehugnsweise deren Wahrnehmung durch die Beteiligten und Betroffenen in Auftrag gegeben.
"Ich habe immer wieder erlebt, wie auch betont sachliche Aussagen zur Treuhandanstalt höchst emotionale Reaktionen hervorriefen", sagte sie der "Mitteldeutschen Zeitung" zur Begründung. "Die einen empfinden die Arbeit der Treuhand als falsch oder unzureichend oder überhaupt nicht gewürdigt, die anderen machen die Treuhand für die damals erlittene Arbeitslosigkeit, für zahlreiche falsche Weichenstellungen oder gleich komplett für die De-Industrialisierung des Ostens verantwortlich." Bei vielen präge sie auch die Sicht auf die aktuelle Situation des Ostens, fügte Gleicke hinzu. Es sei ihr daher wichtig, die unterschiedlichen Sichtweisen gleichberechtigt nebeneinander zu stellen.
Der Historiker Professor Constantin Goschler von der Ruhr-Universität Bochum solle dies leisten. Er solle die Einschätzungen ehemaliger Treuhand-Mitarbeiter ebenso einholen wie die von Unternehmern, die an der Privatisierung beteiligt waren, und die von Mitarbeitern früher volkseigener Betriebe. Ergebnisse sollen nach Angaben der Ostbeauftragten gegenüber der "Mitteldeutschen Zeitung" im Sommer 2017 vorliegen. Die Treuhand war von 1990 bis 1995 damit beauftragt, die DDR-Wirtschaft in die Marktwirtschaft zu führen. Die von 1991 bis 1994 amtierende Chefin Birgit Breuel gab dafür das Motto aus: "Schnell privatisieren, entschlossen sanieren, behutsam stilllegen." In der Folge stieg die Arbeitslosigkeit im Osten auf zunächst faktisch 50 Prozent. Ein großer Teil der DDR-Industrie verschwand.
Quelle: dts Nachrichtenagentur