Karneval und Einwanderer: Fatale Wirkung von Worten
Archivmeldung vom 06.02.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie starke Präsenz von "arabisch/nordafrikanisch aussehenden jungen Männern", wie es im Behördendeutsch heißt, hat nach den Kölner Silvesterfeierlichkeiten in der Polizei-Führung Spuren hinterlassen. Vor den närrischen Tagen will man Vorsorge treffen, dass nicht ausgerechnet die drangvolle Enge des Straßenkarnevals zu neuen Konfrontationen und Tumultdelikten genutzt wird. Da zu den Krawallmachern zuletzt unbestreitbar auch solche Männer gehörten, die sich nur mit einer Bescheinigung als Asylsuchender ausweisen konnten, ist die Einbeziehung von Flüchtlingseinrichtungen in das Präventionskonzept nur folgerichtig.
Doch wie die NRW-Polizeiführung einen glatten Karnevals-Verzicht für Flüchtlinge einforderte, vor deren "massiertem Auftreten" warnte, von "unerwünschten Wechselwirkungen" raunte, "kritiklose Kontrolle" erwartete - das ist herabwürdigend und nicht akzeptabel. Adressaten sind ausgerechnet die Heimleiter vieler Wohlfahrtsorganisationen, die sich aufopferungsvoll bemühen, Asylbewerbern auch über das Brauchtum unsere Werte und Traditionen zu vermitteln.
Es ist gut, dass das angeblich "nicht autorisierte" Schreiben sofort zurückgezogen wurde und das Innenministerium sich distanzierte. Noch besser wäre es, die Wirkung von Worten würde in den Führungsetagen von vornherein besser bedacht.
Quelle: Westfalenpost (ots)