Grüne uneins über Nutzen von CO2-Endlagern
Archivmeldung vom 22.09.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićJutta Paulus, Europaabgeordnete der Grünen, hat sich skeptisch zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 geäußert, deren Förderung im Entwurf des Grünen-Europawahlprogramms vorgesehen ist. "CCS wird nie eine Alternative zur Emissionsminderung sein", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Ob die kostspielige Technologie überhaupt langfristig funktioniert, ist
noch offen." Die politische Realität in Europa sei allerdings, dass
CCS-Projekte längst geplant und gefördert würden. Deshalb sei es
richtig, klare Vorgaben für CCS einzufordern und einer Aufrechnung im
Emissionshandel eine unmissverständliche Absage zu erteilen. "Dass wir
überhaupt über CCS diskutieren müssen, ist den Versäumnissen der
vergangenen Jahrzehnte geschuldet", so Paulus.
"Zudem ist es
unwahrscheinlich, dass wir zeitnah Alternativen für Produkte wie Zement
finden, bei denen CO2-Emissionen auch bei einem vollständigen Umstieg
auf erneuerbare Energien entstehen." Der ehemalige Bundesumweltminister
Jürgen Trittin (Grüne) sagte dem RND: "Wollen wir wieder unter 1,5 Grad
kommen, werden wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen müssen. Dafür spielen
natürliche Senken wie wieder aufgeforstete Wälder und vernässte Moore
eine zentrale Rolle. Naturschutz wird hier zur Schlüsselfrage."
Darüber
hinaus seien Techniken vonnöten, die nicht vermeidbares CO2 in
Produktionsprozessen ableiteten und sicher lagerten. Das sei schon
länger Konsens unter Klimawissenschaftlern. "Deshalb ist es klug, dass
auch hier das Europawahlprogramm auf der Höhe der Zeit ist." Im Entwurf
des Europawahlprogramms, der in der vorigen Woche präsentiert wurde,
heißt es, in einigen wenigen Bereichen werde es auch in Zukunft
Emissionen geben, die schwer oder gar nicht zu vermeiden seien.
"In
diesen Bereichen wollen wir technologische Chancen nutzen und das CO2
direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls
nutzen." Im Grünen-Programm zur Europawahl 2019 wurden
"Risikotechnologien" wie CO2-Abscheidung und Speicherung wegen der
unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt noch
abgelehnt. Die Kursänderung sorgt bei Umweltverbänden für Kritik. Sie
warnen insbesondere vor Lecks und einer Weiterführung der Förderung von
Öl- und Gas.
Der Weltklimarat (IPCC) befürwortet zwar
mittlerweile die CO2-Endlager. Dabei sieht er allerdings in näherer
Zukunft nur eine geringe Rolle von CCS bei der Erreichung der
Klimaziele: Der potentielle Beitrag der Technologie bis 2030 wird mit
weniger als einer Gigatonne CO2 jährlich beziffert, während
beispielsweise eine geringere Umnutzung natürlicher Ökosysteme, Solar-
und Windkraft je rund vier Gigatonnen CO2 jährlich einsparen könnten -
zu einem Bruchteil der Kosten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur