Scholz: 250.000 Menschen verlieren vermutlich ihre Jobs
Archivmeldung vom 24.01.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakBundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) befürchtet als Folge der Wirtschaftskrise eine deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit in Deutschland. "Wir werden im Schnitt vermutlich 250.000 Arbeitsuchende zusätzlich haben", sagte Scholz. Erst gestern hatte der Speicherchiphersteller Qimonda Insolvenz anmelden müssen, womit Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen.
Auf die Frage, ob damit die Vier-Millionen-Marke erreicht oder
überschritten werde, gab Scholz im Interview mit der Zeitung "Die Welt"
keine eindeutige Antwort: "Niemand besitzt eine Rechenmaschine, mit der
er eine solche Zahl seriös errechnen kann", sagte er.
Der
Regierung gehe es darum, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten
und gleichzeitig denen, die ihren Arbeitsplatz verlören, möglichst
schnell einen neuen anzubieten, sagte der Minister. "Darum bauen wir
die Kurzarbeit aus. Darum fördern wir die Qualifizierung in der
Beschäftigungskrise. Darum erhöhen wir auch die Zahl der Vermittler um
mehrere Tausend", sagte der Minister. Gerhard Irmler berichtet im Deutschlandfunk.
Der
stellvertretende Chefredakteur der "Dresdner Neuesten Nachrichten",
Bernd Hempelmann, übte im Deutschlandradio Kultur nach der Insolvenz
des Chipherstellers Qimonda scharfe Kritik an der Unternehmensleitung.
Sie habe in der letzten Zeit mit "recht dreisten Forderungen" und ein
wenig undurchsichtiger Informationspolitik nicht gerade geglänzt, sagte Hempelmann.
Qimonda
wies unterdessen Vorwürfe zurück, wonach ein mögliches Rettungskonzept
mit neuen Geldforderungen belastet wurde. "Wir haben von Anfang an mit
offenen Karten gespielt", sagte ein hochrangiger Manager des Münchener
Konzerns der "Welt am Sonntag". Er wies Äußerungen aus der Politik
zurück, dass Qimonda von der öffentlichen Hand zusätzliche 300
Millionen Euro Hilfe gefordert habe.
Der Präsident des Instituts
für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Ulrich Blum, warf der EU
unterdessen vor, beim Schutz des Chipherstellers Qimonda vor
asiatischer Billigkonkurrenz versagt zu haben. "Die EU hätte mehr Druck
machen müssen, damit die Subventionsflut in Asien gestoppt wird,
eventuell mit Hilfe der Welthandelsorganisation", sagte Blum der
"Berliner Zeitung".
"Unter Umständen hätte man auch Strafzölle
auf die unter verzerrten Bedingungen hergestellten Chips erheben
können." Die Auswirkungen einer möglichen endgültigen Schließung von
Qimonda seien "sehr groß". Jeder Fünfte der 50.000 Arbeitsplätze im
"Silicon Saxony", der Hochtechnologieregion um Dresden, hänge indirekt
von Qimonda ab, sagte Blum.
Die Infineon-Tochter hatte am
Freitag Insolvenz angemeldet. Durch die Pleite sind 3200 Arbeitsplätze
im Dresdener Werk und weitere 1400 am Firmensitz in München in Gefahr.
Qimonda beschäftigt insgesamt rund 13.000 Mitarbeiter.
Sachsens
Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) machte im Deutschlandfunk die
Marktpreisentwicklung für die Insolvenz von Qimonda verantwortlich. "Es
ist bitter mitanzusehen, wie Halbleiterchips momentan verramscht
werden", sagte Jurk.