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BGH-Präsidentin Limperg empfiehlt Dialog mit der AfD-Basis

Archivmeldung vom 03.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bettina Limperg (2019)
Bettina Limperg (2019)

Bild: Screenshot Youtube Video: "Rede Bettina Limperg, Präsidentin des Bundesgerichtshof" / Eigenes Werk

Die Präsidentin des Bundesgerichtshofs (BGH), Bettina Limperg, hat für einen einladenden Dialog mit AfD-Mitgliedern, Wählern und Sympathisanten plädiert. "Wir wollen Menschen erreichen, auch solche, deren Überzeugungen wir schwierig finden oder ablehnen", sagte die 59-Jährige in ihrer Eigenschaft als evangelische Co-Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021 dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Zumindest bei den einfachen Mitgliedern mache sie hinter deren Positionen "zumeist keine Boshaftigkeit oder Bösartigkeit" aus. "Bei den Funktionären wäre ich mir da weniger sicher." In der Regel seien es Enttäuschungen, Ängste, Verluste, die Menschen zu radikalisierenden Parteien trieben. "Und damit - meine ich - müssen wir uns befassen. Da müssen wir hingucken und uns einzufühlen versuchen." Es begegne ihr oft der Vorwurf gerade der Menschen im Osten: Ihr kümmert euch nicht. "Von uns Christen darf erwartet werden, dass wir uns kümmern", fügte Limperg hinzu.

Ihre richterliche Neutralität sieht die Juristin durch ihre Doppelfunktion nicht gefährdet. "Mein christlicher Glaube spielt für meine juristische Entscheidung keine Rolle. Wir sind als Richter keine Rechtsprechungsautomaten. Jeder bringt Haltungen und Prägungen mit. Die können so oder so ein. Aber letztlich sind wir an Recht und Gesetz gebunden." Überdies glaube sie, "man muss es aushalten, dass eine Amtsperson zugleich Privatperson ist. Ich werde beides nicht vermengen, nicht das eine für das andere nutzen oder gar ausnutzen", versicherte sie. So werde sie zum Beispiel als Kirchentagspräsidentin keine rechtspolitischen Forderungen erheben.

In ökumenisch strittigen Fragen wie dem gemeinsamen Abendmahl plädierte Limperg für eine entschiedene Benennung der Konflikte und die Forderung vernünftiger Lösungen. "Manchmal habe ich das Gefühl, wir leiden alle miteinander ja ganz gern vor uns hin. Sollten wir dann aber nicht besser aufstehen und die Leidensursachen beseitigen?" Zur Rolle der Frauen in der katholischen Kirche sagte die Protestantin, sie könnte nicht so tun, "als wäre ich Jeanne d'Arc und wäre gekommen, die Katholikinnen zu retten. Ich möchte bei ihnen sein, sie bestärken und ermutigen. Dafür sollten wir starke gemeinsame weibliche Akzente setzen." Den Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern in der katholischen Kirche führte Limperg weniger auf theologische Argumente denn auf Machtfragen zurück. Katholischen Hierarchen wolle sie sagen können: "Ich halte es nur schlecht aus, dass ich als Frau bei euch nichts werden könnte und froh sein müsste, wenn ich im Saal das Licht an- und ausknipsen darf."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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