ZDF-Politbarometer August 2006
Archivmeldung vom 18.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei der anstehenden Entscheidung über eine Beteiligung an einer UN- Friedenstruppe im Libanon beziehen die Deutschen klar Position: 58 Prozent lehnen eine Beteiligung daran grundsätzlich ab, 26 Prozent wären damit einverstanden, wenn sichergestellt würde, dass deutsche Soldaten nicht in militärische Auseinandersetzungen mit Israel verwickelt würden, und nur 13 Prozent unterstützen eine uneingeschränkte Beteiligung Deutschlands.
In dieser Frage gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen den
Anhängern von Union, SPD, FDP und Grünen.
Trotz dieser Belastungen in der internationalen Politik und den
vereitelten Terroranschlägen sind die Deutschen so optimistisch wie
schon seit sechs Jahren nicht mehr. Wenn es um die wirtschaftlichen
Aussichten geht, glauben 49 Prozent, dass es zurzeit mit der
Wirtschaft in Deutschland eher aufwärts geht (Juli: 39 Prozent), nur
17 Prozent (Juli: 16 Prozent) sehen einen Abwärtstrend. Keine große
Veränderung erwarten 33 Prozent (Juli: 43 Prozent).
Dennoch gibt es weiterhin eine relativ große Unzufriedenheit mit der
Bundesregierung, die sich bei den Werten für die Regierungsparteien
bemerkbar macht. In der politischen Stimmung verschlechtert sich die
Union erneut leicht und kommt jetzt auf 37 Prozent (minus 1), die
SPD erreicht 30 Prozent (minus 1), die FDP 12 Prozent (unverändert),
die Grünen 11 Prozent (plus 1) und die Linke.PDS 5 Prozent (minus
1).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme demnach auf 36 Prozent (minus 1) und
die SPD auf 30 Prozent (minus 1). Die FDP erhielte 12 Prozent (plus
1), die Grünen 9 Prozent (plus 1). Die Linke.PDS bliebe mit 7
Prozent ebenso unverändert wie die sonstigen Parteien, die zusammen
auf 6 Prozent kämen.
Dass sich die günstige ökonomische Entwicklung für die
Regierungsparteien nicht auszahlt, liegt insbesondere bei der Union
an einer als unzureichend wahrgenommenen Geschlossenheit der CDU. So
meinen nur 30 Prozent, dass die CDU in wichtigen politischen Fragen
voll hinter Angela Merkel steht (nicht der Fall: 65 Prozent; weiß
nicht: 5 Prozent). Auch rund die Hälfte der Anhänger der
Unionsparteien sieht das so. Die SPD steht etwas günstiger da, aber
auch hier sind nur 44 Prozent der Meinung, dass die SPD voll hinter
Kurt Beck steht (nicht der Fall: 41 Prozent; weiß nicht: 15 Prozent).
Die programmatische Entwicklung der CDU ist selbst bei den eigenen
Anhängern stark umstritten: So wünschen sich 40 Prozent der
Unionsanhänger, die CDU solle sich stärker in Richtung Markt und
Wettbewerb orientieren, 44 Prozent hingegen sprechen sich für eine
stärkere Berücksichtigung sozialer Absicherung aus, keine Änderung
wünschen sich 11 Prozent. (Alle Befragten: mehr Markt: 28 Prozent;
mehr soziale Absicherung: 58 Prozent, keine Änderung: 7 Prozent).
Erwartet wird jedoch eine andere Entwicklung. So glauben nur 15
Prozent der Unionsanhänger an einen künftig stärker sozial
ausgerichteten Kurs der CDU, 38 Prozent erwarten eine stärkere
Hinwendung zu mehr Markt und Wettbewerb, und 41 Prozent gehen von
keiner Änderung aus. (Alle Befragten: mehr Markt: 39 Prozent, mehr
soziale Absicherung: 11 Prozent, keine Änderung: 43 Prozent.)
Nach der intensiven Reisediplomatie im Nahen Osten gibt es eine neue
Nummer eins bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politiker:
Frank-Walter Steinmeier. Er erreicht jetzt auf der +5/-5-Skala einen
Durchschnittswert von 1,7 (Juli: 1,1). Allerdings können den
Außenminister weiterhin 30 Prozent aller Befragten nicht beurteilen,
weil sie ihn nicht genügend kennen. Auf Platz zwei folgt Angela
Merkel mit 1,3 (Juli: 1,4) vor Kurt Beck mit unveränderten 1,2 und
Christian Wulff ebenfalls mit unveränderten 1,2. Peer Steinbrück
liegt jetzt mit 0,9 (Juli: 0,8) vor Franz Müntefering mit 0,7 (Juli:
0,5). Ursula von der Leyen erhält 0,6 (Juli: 0,7) vor Guido
Westerwelle mit 0,0 (Juli: 0,1). Edmund Stoiber kann sich etwas
verbessern und kommt jetzt mit minus 0,8 auf Platz neun (Juli: minus
1,0) vor Ulla Schmidt mit minus 1,0 (Juli: minus 0,9).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 15. bis 17. August 2006 bei 1.259 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch durchgeführt. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7
Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste
Politbarometer gibt es am Freitag, 1. September 2006, nach dem
"heute-journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF