Ulla Lötzer: Die Zeche zahlen Beschäftigte und Steuerzahler
Archivmeldung vom 08.02.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZum Kohlekompromiss erklärt Ulla Lötzer, nordrhein-westfälische Abgeordnete und Obfrau im Wirtschaftsausschuss der Fraktion DIE LINKE.:
Mit dem jetzt erreichten Kompromiss wird das Schicksal der
Beschäftigten im Bergbau und der Zulieferindustrie auf dem Altar des
Börsengangs der Ruhrkohle AG (RAG) geopfert. Und auch die
Beschäftigten im so genannten weißen Bereich, also im Chemie-,
Energie- und Immobiliensektor, geraten unter Druck - entgegen allen
Behauptungen von Rüttgers, Glos und Co. Der Börsengang der RAG ist
nicht notwendig, um Arbeitsplätze im weißen Bereich zu sichern. Im
Gegenteil, gerade weil der Bereich hochprofitabel ist, wollen
Aktionäre sich daran bereichern. Die Erfahrung lehrt: Der Druck des
Shareholder-Value vernichtet Arbeitsplätze, statt sie zu sichern.
Die Gewinne werden privatisiert, die Zeche zahlen die Steuerzahler. 170 Millionen Euro zahlt der weiße Bereich bislang jährlich an den Steinkohlebergbau. Die fallen nach dem Börsengang weg. Aus der Haftung für die Ewigkeitskosten wird die RAG ganz entlassen. Das Risiko soll vom Bund getragen werden, also von der Allgemeinheit. Da ist es schon dreist, wenn Finanzminister Peer Steinbrück erklärt, er halte das Risiko der Folgekosten für gering. Bisherige Schätzungen, nach denen sich die Ewigkeitskosten auf rund 13 Milliarden Euro belaufen, werden von vielen mit guten Gründen als zu niedrig angesehen. Doch selbst dafür reichen die Rückstellungen und der erwartete Erlös aus dem Verkauf der RAG laut Gutachten der KPMG nicht aus.
Die Klausel, wonach der Ausstieg aus der Steinkohleförderung 2012
noch einmal überprüft werden soll, ist nichts wert. Jeder weiß, dass
sie lediglich der SPD dazu dient, ihr Gesicht zu wahren. Zudem ist
noch unklar, wie es um die Sozialverträglichkeit des Ausstiegs
bestellt ist. Die Beschäftigten in Transfergesellschaften
abzuschieben, ist keine akzeptable Lösung. Bundes- und
Landesregierung sollten in Absprache mit der Gewerkschaft ein Konzept
entwickeln, das auch Qualifizierungsmaßnahmen für die Bergleute
vorsieht. Noch wichtiger aber ist ein Konzept für alternative
Arbeitsplätze im Ruhrgebiet, vor allem im Bereich der erneuerbaren
Energien. Vor allem im Anlagenbau und in der energetischen
Häusersanierung gibt es Potenziale in NRW.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.