Verkehrsexperten von Regierung und Opposition uneins über Verspätungen im Bahn-Fernverkehr
Archivmeldung vom 26.11.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUlrich Lange, verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fordert angesichts der Debatte über Rekord-Verspätungen der Deutschen Bahn mehr Sachlichkeit. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Lange: "Wenn man sich vor Augen führt, mit welchen Herausforderungen die Deutsche Bahn allein 2013 kämpfen musste, kann sich ein Pünktlichkeitswert für alle Nah- und Fernverkehrszüge von 94 Prozent sehen lassen."
Im Jahr 2013 hätten "Unwetter, Hochwasser mit Streckensperrungen, nicht gesicherte Bergwerksstollen im Ruhrgebiet und Straftaten wie Kabelklau vor allem den Fernverkehr beeinträchtigt", fügte Lange hinzu. "Da sollte man die Kirche im Dorf lassen und nicht jede Minute auf die Goldwaage legen", forderte er. "Die Bahnkunden können froh sein, wenn sie von Streiks verschont werden", schloss der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Blick auf die jüngsten Lokführerstreiks.
Kirsten Lühmann, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, forderte, auch die Hintergründe zu betrachten. Lühmann: "Die Zahl im Jahr 2013 ist zu hoch, damit kann man nicht zufrieden sein. Allerdings ist sie nicht so dramatisch, wie vielfach dargestellt." Im Vergleich zu anderen Jahren, etwa 2010, sei der Wert von 3,78 Millionen Minuten Zugverspätungen im Fernverkehr gesunken. Damals wurden 3,81 Millionen Minuten Verspätung im Fernverkehr gezählt. Lühmann erinnerte an die Jahrhundertflut, die 2013 über Monate Teile des Bahnverkehrs lähmte. "Außerdem hat sich die Zahl der von der Bahn beförderten Personen in den vergangen 20 Jahren massiv erhöht", sagte die SPD-Verkehrsexpertin der NOZ.
Angesichts der Rekord-Verspätungen der Deutschen Bahn fordert Anton Hofreiter, Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, ein Eingreifen der Bundesregierung. Hofreiter sagte in einem Gespräch mit der NOZ: "Diese Statistik ist das Ergebnis einer verfehlten Firmenstrategie von Rüdiger Grube und einer gleichgültigen Bahnpolitik der Bundesregierung." Bahnchef Grube wolle die Deutsche Bahn "auf Kosten der Fahrgäste zu einem Weltkonzern aufbauen", kritisierte der Grünen-Fraktionschef. Dabei dürfe Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) "nicht länger zusehen", verlangte er.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)