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Streeck mahnt Bundesregierung zu umfassender Corona-Aufarbeitung

Archivmeldung vom 18.09.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Lothar Heinz Wieler in der Kritik (2020), Symbolbild
Lothar Heinz Wieler in der Kritik (2020), Symbolbild

Foto: Geoprofi Lars
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Virologe Hendrik Streeck, der 2025 für die CDU in den Bundestag einziehen will, fordert eine umfassende Aufarbeitung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

"Eine alleinige Enquete-Kommission oder ein Bürgerrat reichen meiner Meinung nach nicht aus", sagte Streeck der "Welt". "Zuerst sollte die Wissenschaft die Pandemie umfassend und gemeinsam analysieren, idealerweise im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz aller Fachbereiche und Arbeitsgruppen bilden. Parallel dazu muss die politische Entscheidungsfindung aufgearbeitet werden." Ob eine Enquete-Kommission hierfür das beste Instrument sei, bleibe offen.

Klar sei aber, so Streeck: "Wenn die Bundesregierung und auch der Bundesgesundheitsminister ihre Worte mit Forderungen nach Aufarbeitung ernst meinen, dann bleibt ihnen nur noch dieser Monat, um parlamentarische Prozesse anzustoßen, die noch in dieser Legislatur Früchte tragen können. Wenn das verschlafen wird, bleiben es hohle Forderungen."

Die Pandemie habe gezeigt, dass Deutschland ein unabhängiges, agiles und handlungsfähiges Gesundheitsinstitut brauche, um die Bevölkerung vor globalen Gesundheitsgefahren zu schützen, so Streeck. "Eine strukturelle Reform und Neuaufstellung des RKI ist daher unerlässlich. Das RKI und die Public-Health-Strukturen können nicht unverändert bleiben, und die geplante Zerschlagung in BiPAM und RKI geht genau in die falsche Richtung. Im Gegenteil, ich würde mir eine Stärkung und Unabhängigkeit des RKI wünschen."

Das größte Versäumnis bei der Bekämpfung von Corona habe darin bestanden, dass das Management der Pandemie zu sehr auf eine rein virologische Perspektive beschränkt gewesen sei. "Es wurde früh klar, dass ein breites Spektrum an Expertisen erforderlich ist - von Virologen und Epidemiologen bis hin zu Soziologen, Psychologen, Kinderärzten, Wirtschaftsexperten und sogar Philosophen", so Streeck.

"Um solche Krisen künftig besser zu bewältigen, braucht es einen unabhängigen Pandemie-Rat oder ein Expertengremium, das die Regierung wissenschaftlich fundiert berät." Andere Länder wie England hätten hier professionellere Strukturen. "Solch ein Beratungssystem würde ich mir auch für Deutschland wünschen, um das Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit besser zu definieren."

Quelle: dts Nachrichtenagentur




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