Steinmeier kritisiert AfD-Aussagen zur deutschen Erinnerungskultur
Archivmeldung vom 28.06.2018
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Freigeschaltet durch André OttBundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Aussagen von AfD-Politikern über die deutsche Erinnerungskultur scharf zurückgewiesen. "Ich persönlich schäme mich für derartige Äußerungen. Ich schäme mich ebenso für verharmlosende Begriffe, die jüngst für die Zeit des Nationalsozialismus von deutschen Politikern verwendet wurden", sagte Steinmeier der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Die Verhöhnung, die darin zum Ausdruck komme, sei unerträglich. "Ich habe den Eindruck, dass alle, die so reden, gar nicht wissen, wie viel Anerkennung und Reputation, die Deutschland in Jahrzehnten bei seinen Nachbarn aufgebaut hat, dadurch zerstört wird." Steinmeier sagte aber auch, er sei sich sicher, dass "die ganz große Mehrheit der Deutschen diesen Versuch, die Zeit des Nationalsozialismus aus unserer Geschichte auszulöschen oder zu relativieren, nicht unterstützt". Steinmeier äußerte sich besorgt über die Zunahme von antisemitischen Vorfällen in Deutschland, auch auf den Schulhöfen. "Und es bleibt unsere historische Verantwortung, für Verhältnisse zu sorgen, in denen in Deutschland niemand Angst haben muss, eine Kippa zu tragen oder seinen jüdischen Glauben auszuüben.
Im Gegenteil: Wir wollen, dass Juden ohne Angst bei uns leben und sie sich als selbstverständlicher Teil einer deutschen Gesellschaft sehen und anerkannt fühlen." Wer nach Deutschland komme, der komme in ein Land, in dem Lehren aus der eigenen Geschichte gezogen worden seien. "Und wer hier leben will, muss diese Geschichte kennen- und verstehen lernen und die Lehren daraus akzeptieren. Dazu gehört auch, dass wir antisemitische Äußerungen und Verhaltensweisen in unserem Land nicht mehr sehen wollen und auch nicht zulassen", so Steinmeier weiter. "Es gibt zwar Antisemitismus bei denen, die zugewandert sind. Aber im Kern ist Antisemitismus unser deutsches Problem."
Quelle: dts Nachrichtenagentur