Gesundheitsreform: Barmer-Chef distanziert sich von Kritik der Krankenkassen
Archivmeldung vom 15.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach der Einigung auf die Gesundheitsreform ist im Lager der Krankenkassen Streit über die Konsequenzen ausgebrochen. Die Folgen für die Beiträge seien weniger gravierend als von den Kassenverbänden prognostiziert, sagte der Vorstandschef der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking, dem Tagesspiegel.
"Bei den Finanzen schadet die Reform nicht, sie hilft aber auch
nicht", erklärte er. Auf die Frage, ob die Reform für steigende
Beiträge sorge, antwortete er: "Das sehe ich weniger." Zwar müssten
einige Kassen 2008 noch einmal die Beiträge anheben, so dass der
durchschnittliche Beitragssatz von derzeit 14,82 Prozent um etwa 0,3
Prozentpunkte steigen werde. Das werde aber nur passieren, wenn sich
bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen nichts tue.
"Nehmen sie angesichts der guten Konjunktur weiter zu, entspannt sich
die Lage", sagte Vöcking. Zu den Beiträgen der Barmer, der größten
Kasse mit 7,2 Millionen Versicherten, sagte er: "Ich gehe davon aus,
dass wir die Beiträge stabil halten."
Die Krankenkassenverbände hingegen hatten kürzlich einen Anstieg
der Beiträge auf bis zu 15,3 Prozent prognostiziert. "Da ist vieles
übertrieben, ich bin da zurückhaltend", erklärte Vöcking dazu. Auch
den Befürchtungen, die Kassen würden sich nur noch um gut Verdienende
kümmern, widersprach der Barmer-Chef. "Das glaube ich nicht. Der
Wettbewerb wird intensiver, und die Kassen werden sich intensiver
bemühen um das einzelne Mitglied. Das heißt auch, dass es eine
bessere Versorgung zu wirtschaftlicheren Konditionen geben wird - zum
Wohle des Versicherten." Allerdings sei mit der Gesundheitsreform
"das Hauptanliegen, das System zukunftsfest zu machen, nicht gelöst".
Die gesetzlichen Kassen seien nicht gewappnet gegen die
demografischen Belastungen. "Die Finanzierung steht weiter auf
wackeligen Beinen."
Vöcking prognostizierte, nach dem Start des Gesundheitsfonds würden sich die Kassen sehr unterschiedlich entwickeln. "Wenn der Fonds kommt, wird es einen einheitlichen Beitrag für alle geben. Spannend wird es erst danach, wenn die Kassen Zusatzbeiträge erheben - hier wird es wieder große Unterschiede geben." Die Barmer werde keinen Zusatzbeitrag verlangen, kündigte er an.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel