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Debatte um getrennten Sportunterricht: Kritik an Steinbrück

Archivmeldung vom 05.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Peer Steinbrück Bild: Daniel Biskup - peer-steinbrueck.de
Peer Steinbrück Bild: Daniel Biskup - peer-steinbrueck.de

Die von der SPD vorgeschlagene parteilose Kultusministerin von Schleswig-Holstein, Waltraud Wende, hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in der Debatte über Geschlechtertrennung im Sportunterricht an den Gleichheitsgrundsatz erinnert.

"In Deutschland gilt das Grundgesetz. Wir brauchen keine Sonderregelungen", sagte Wende der "Welt". Steinbrück hatte Schulen aufgefordert, Sportunterricht für Mädchen und Jungen einzurichten, wenn religiöse Gefühle betroffen seien.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst Dieter Rossmann, verteidigt Steinbrück gegen Kritik: "Wenn getrennter Unterricht dazu führt, dass Mädchen mehr Sport machen, dann kann ich an dem Vorschlag nichts verwerfliches finden." Bisher entwickle sich das sportliche Potenzial muslimischer Mädchen häufig nicht, weil sie nicht am gemischten Unterricht teilnähmen.

Buschkowsky nennt Steinbrücks Äußerungen zum Schulsport "sehr unglücklich"

Der Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), kritisiert Steinbrücks Empfehlung zur Geschlechtertrennung beim Schulsport. "Das ist eine sehr unglückliche Äußerung von Herrn Steinbrück", sagte Buschkowsky im Gespräch mit der "Welt". "Junge Leute brauchen moderne gesellschaftliche Orientierung - in Ergänzung oder auch im Gegensatz zu tradierten Familienriten. Mädchen- und Jungenschulen hatten wir vor 150 Jahren. Wir haben in Deutschland eben keine Geschlechtertrennung. Es kann nicht sein, dass wir jetzt die gesellschaftliche Uhr zurückdrehen."

Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte bei einer Veranstaltung am Mittwochabend in Berlin die Schulen dazu aufgerufen Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Muslime zu nehmen. "Wenn die Schulen es einrichten können, sollten sie da Rücksicht auf die religiösen Gefühle nehmen und getrennten Sportunterricht anbieten", sagte Steinbrück.

Hintergrund war die Frage eines Schülers, wie weit Toleranz gehe. Er berichtete von einem Muslim-Vater, der sich gegen gemeinsamen Sportunterricht seiner Tochter mit Jungen gewehrt hatte. Steinbrück selbst räumte ein: "Allerdings ist das ein schwieriges Thema und alle haben da eine andere Meinung zu." Steinbrücks Äußerungen hatten umgehend Widerspruch und Kopfschütteln bei zahlreichen Integrationsexperten ausgelöst.

Döring widerspricht Steinbrück bei Trennung des Sportunterrichts für Muslime

Die FDP hat der Forderung von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nach einem für Mädchen und Jungen getrennten Sportunterricht bei Muslimen energisch widersprochen. "Steinbrück liegt falsch", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe).

"Wir wollen Integration auf der Basis unserer Grundrechte - und dazu gehört die Gleichberechtigung von Mann und Frau", so Döring. Die Diskussion um die Koedukation von Jungen und Mädchen sei in Deutschland in den 60er Jahren entschieden worden. Danach könnten religiöse Gründe die Grundrechte nicht relativieren, sagte der FDP-Politiker.

Integrationsbeauftrage Böhmer widerspricht Steinbrück

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, hat Äußerungen des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zur Geschlechtertrennung beim Sportunterricht scharf widersprochen. Böhmer sagte der "Bild": "Peer Steinbrück irrt. Schule, gerade der Sportunterricht, ist ein Ort des sozialen Lernens. Hier lernen Mädchen und Jungen von klein auf, gleichberechtigt miteinander umzugehen. Und dass Herkunft, Religion und Hautfarbe keine Rolle spielen. Gemeinsames Lernen und gemeinsamer Sportunterricht fördern die Integration in unserem Land. Die Schulen sollten bestärkt werden, diesen Weg weiterzugehen."

Auch der Integrationsbeirat der Beauftragten habe sich in seiner vergangenen Sitzung Ende Februar deutlich dafür ausgesprochen, dass alle Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien am gemeinsamen Sportunterricht teilnähmen, so Böhmer weiter.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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