Airbus kritisiert Bundesregierung für Kauf von US-Kampfjets
Archivmeldung vom 08.04.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Airbus kritisiert die Bundesregierung für ihren jüngsten Kauf von US-amerikanischen F-35-Kampfjets. "Es ist ein bedauerliches Signal, wenn Aufträge der europäischen Verteidigung an nichteuropäische Unternehmen vergeben werden", sagte der Airbus-Vorstandsvorsitzende Guillaume Faury der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
"Diese strategischen Rüstungsinvestitionen sollten überwiegend europäischen Unternehmen zugutekommen, um die Autonomie Europas in seiner Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Ich kann die deutsche Regierung nur ermutigen, hier langfristig zu denken und den Aufbau einer europäischen strategischen Autonomie zu fördern, insbesondere dann, wenn die Lösungen in Europa verfügbar sind", sagte Faury weiter. Er hofft auf Aufträge zum Ersatz der Tornado-Kampfflugzeuge der Luftwaffe.
"Man sollte nicht vergessen, dass ein Großteil der Tornados - jene in der konventionellen Kampfbomber-Rolle - noch ersetzt werden muss. Hierfür sehen wir unseren Eurofighter bestens geeignet. Nur jene Tornados, die amerikanische Atomwaffen transportieren, werden durch F-35 ersetzt. Bedauerlicherweise ist für diese nukleare Teilhabe aktuell kein Eurofighter zertifiziert."
Die Verhandlungen mit dem Wettbewerber Dassault über das künftige Kampfflugzeug-System FCAS sieht Faury trotz skeptischer Äußerungen kurz vor dem Abschluss.
"Ein paar Wochen werden wir noch brauchen. Eine Einigung liegt im Interesse aller Parteien, und wir sind sehr nah dran." Die Rohstoffversorgung, vor allem beim wichtigen Titan, sieht er auch bei möglichen Sanktionen gegen Russland gesichert. Airbus bezieht rund 50 Prozent seines Titans aus Russland.
"Wir haben die Lagerhaltung ausgebaut, um - wenn erforderlich - die Zeit zu überbrücken, bis wir andere Bezugsquellen nutzen können." Mit der Lagerhaltung könne man einen Lieferstopp kurz- und mittelfristig überbrücken. Faury warnte vor solchen Sanktionen. "Sie würden Russland kaum schaden, weil sie dort nur einen kleinen Teil der Exporterlöse ausmachten. Aber sie würden die ganze europäische Luftfahrtindustrie massiv schädigen." Faury bekräftigte auch die Ziele für 2022. Trotz Ukraine-Krieg peile Airbus weiter ein Ebit von 5,5 Milliarden Euro und die Auslieferung von 720 Flugzeugen an, ein Anstieg um 20 Prozent, so stark wie noch nie in der Firmengeschichte. Die Produktion des wichtigsten Produkts, der A320, werde bis Sommer 2023 auf 65 Maschinen im Monat steigen. Derzeit sind es 45. "Der Krieg ändert nicht, dass die Menschen wieder reisen wollen und es auch werden, wenn Quarantänen, Einreisekontrollen und die Unsicherheit verschwinden", sagte Faury. "Wir dürften bei Kurz- und Mittelstreckenflügen 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen, bei Langstrecken etwa 2025."
Quelle: dts Nachrichtenagentur