Nicht mehr Gespräche zwischen Bundesregierung und Unternehmen
Trotz drohender Stellenstreichungen hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr keinen zusätzlichen Kontakt zu betroffenen Unternehmen gesucht. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag hervor, über die die "Welt am Sonntag" berichtet.
Die Abgeordneten wollten wissen, welche Gespräche Minister und
Staatssekretäre in den vergangenen Jahren mit neun von Stellenabbau
betroffenen Konzernen geführt haben. Die Liste reicht von der
bundeseigenen Deutschen Bahn über die Autohersteller Audi, Volkswagen,
Ford und Tesla, die Zulieferer Continental und ZF Friedrichshafen bis
zum Softwareriesen SAP und der Deutschen Bank.
Die meisten
Kontakte zu diesen Firmen hatte seit 2022 das Wirtschaftsministerium
(142), gefolgt vom Bundeskanzleramt (96). Trotz der Krise im vergangenen
Jahr ist die Zahl der Treffen gegenüber den Vorjahren nicht gestiegen.
Insgesamt sind 82 Treffen aus dem Jahr 2024 verzeichnet, 81 aus 2023 und
89 aus dem ersten Regierungsjahr der Ampel, 2022. Überraschend gering
ist die Zahl der Termine von Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos)
und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mit den Unternehmen. Abgesehen
von Treffen mit dem Chef der Deutschen Bahn hatte Wissing seit
Amtsantritt der Liste zufolge kein einziges Gespräch mit einem Vertreter
eines der anderen Unternehmen. Heil hat sich laut der Antwort der
Bundesregierung seit 2022 fünfmal mit Vertretern von Continental
getroffen und einmal mit dem Personalchef der Deutschen Bahn. Weitere
Kontakte zu Managern oder Betriebsräten sind nicht dokumentiert. Zu den
Inhalten der Gespräche machte die Bundesregierung keine Angaben.
Anja
Schulz, Finanzpolitikerin der FDP und Initiatorin der Anfrage,
kritisiert die Antwort als "enttäuschend und alarmierend zugleich". Es
fehle der Regierung entweder das Interesse oder die Kontrolle über
zentrale Themen wie Energiepreise, Fachkräftemangel und Bürokratie, so
Schulz. Das Arbeits- und das Verkehrsministerium kümmerten sich nur
stiefmütterlich um die Unternehmen. "Diese Bundesregierung verliert den
Draht zur Wirtschaft", sagte Schulz. "Es wird immer offensichtlicher,
dass Hubertus Heil ein reiner Bürgergeldverteilungsminister, aber kein
Minister für die hart arbeitende Mitte dieses Landes ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur