DIW-Präsident Fratzscher: "Wir müssen unsere Sozialsysteme umbauen!"
Archivmeldung vom 19.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hat die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens gegen Kritik verteidigt. Deutschland müsse seine Sozialsysteme dringend umgestalten, betonte DIW-Präsident Fratzscher im Inforadio vom rbb.
Das sei wichtig, gerade auch angesichts der Corona-Krise. Deutschland müsse voraussichtlich in den "nächsten zehn Jahren den Gürtel sehr viel enger schnallen": "Das heißt, wir müssen neue Wege finden. Wir müssen unsere Sozialsysteme umgestalten, um Chancen zu ermöglichen, um möglichst vielen Menschen eine soziale Teilhabe zu ermöglichen."
Ein bedingungsloses Grundeinkommen könne außerdem helfen, die Bürokratie in Deutschland abzubauen, betonte Fratzscher: "Wir haben eine unglaublich große Sozialbürokratie mit Hunderttausenden von Beschäftigten, die nichts anderes tun als zu prüfen, ob sie jetzt diesen einen Euro überhaupt bekommen sollen oder nicht. Und diese Bürokratie könnte man damit zu einem erheblichen Maße abschaffen."
Das bedingungslose Grundeinkommen könne helfen, von einem "sanktionierendem Sozialstaat" zu einem "befähigenden Sozialstaat" zu kommen, betonte der DIW-Präsident. Sicher sei das Grundeinkommen "nicht die Patentlösung" "Aber es könnte einige Probleme lösen." Hoffnungsvoll mache ihn, dass es inzwischen in der Politik bei "allen politischen Ausrichtungen" eine "Offenheit" in dieser Frage gebe.
Quelle: Inforadio (ots)