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BW-Trend: Baden-Württemberger haben wenig Verständnis für Anti-Corona-Proteste

Archivmeldung vom 20.01.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: SWR/Infratest dimap Fotograf: SWR - Südwestrundfunk
Bild: SWR/Infratest dimap Fotograf: SWR - Südwestrundfunk

Die große Mehrheit im Land hält nicht viel von den Demonstrationen gegen die Corona-Politik: Drei Viertel (74 Prozent) der Befragten haben wenig (28 Prozent) oder gar kein (46 Prozent) Verständnis für die Proteste. Nur ein knappes Viertel (23 Prozent) äußert sehr großes oder großes Verständnis für die Demonstrationen.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag von SWR und Stuttgarter Zeitung.

Während die Anhänger von Grünen, CDU, SPD und FDP die Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen mehrheitlich kritisch sehen, äußern mehr als zwei Drittel der AfD-Unterstützer Verständnis für die Proteste (67 Prozent).

Mehrheit für Impfpflicht für Erwachsene

Die Politik in Baden-Württemberg kann bei der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht auf Unterstützung aus der Bevölkerung setzen. Sechs von zehn Baden-Württembergern (59 Prozent) sprechen sich für eine allgemeinen Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren aus. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten im Land steht einer solchen Verpflichtung hingegen ablehnend gegenüber. Dabei steigt die Unterstützung für eine verbindliche Impfung mit dem Alter: Zwar würde auch gut die Hälfte der Jüngeren im Alter bis 39 Jahre (50 Prozent) die Einführung einer Impfpflicht begrüßen, bei den älteren Bürgerinnen und Bürgern ist die Unterstützung aber ausgeprägter. 57 Prozent der 40- bis 64-Jährigen und 74 Prozent der über 65-Jährigen plädieren dafür. Am größten ist der Zuspruch für eine verbindliche Impfung unter den Anhängern von CDU (75 Prozent), Grünen (72 Prozent) und SPD (76 Prozent). In den Reihen der FDP (50 Prozent zu 43 Prozent) ist die Zustimmung verhaltener. Die Anhänger der AfD sprechen sich mehrheitlich gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für Erwachsene aus (22 Prozent zu 78 Prozent).

Knapp die Hälfte hält Auflagen für angemessen, jeweils ein Viertel für Ver- bzw. Entschärfung

Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante bleibt die Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu Jahresbeginn die zentrale Aufgabe der Politik. Ein geteiltes Meinungsbild gibt es in der Beurteilung der geltenden Corona-Maßnahmen: Auf Zustimmung stoßen die aktuellen Regeln bei knapp der Hälfte der Wahlberechtigten im Land (46 Prozent). Sie beurteilen die derzeit geltenden Auflagen als der Situation angemessen. Jeder Vierte (24 Prozent) wünscht sich angesichts der aktuellen Infektionszahlen strengere Vorgaben. Ein weiteres Viertel (26 Prozent) bewertet die Auflagen dagegen als zu weitgehend, darunter überdurchschnittlich viele Anhänger der AfD (65 Prozent).

Corona-Krisenmanagement der Landesregierung: Lob und Kritik halten sich in etwa die Waage

Bei der Beurteilung des Krisenmanagements der Landesregierung halten sich Lob und Kritik in etwa die Waage: Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten (47 Prozent) äußern sich zufrieden, 50 Prozent sind dagegen weniger oder gar nicht zufrieden. Im Vergleich zu März vergangenen Jahres, als im Vorfeld der Landtagswahl vergleichsweise strenge Auflagen galten, fällt das Urteil der Bevölkerung etwas wohlwollender aus (+5 Prozentpunkte). Rückhalt findet das Krisenmanagement derzeit in den Reihen der Grünen (77 Prozent), der CDU (61 Prozent) und der SPD (56 Prozent). Die Anhänger der FDP (39 Prozent zu 60 Prozent) und vor allem der AfD (9 Prozent zu 89 Prozent) äußern sich dagegen mehrheitlich kritisch. Die Unterstützung für den Kurs der Landesregierung steigt mit dem Alter und ist unter Bürgerinnen und Bürgern im Alter von 65 und älter (57 Prozent) deutlich höher als bei jüngeren im Alter von 18 bis 39 (38 Prozent).

Breite Mehrheit gegen Schließung von Schulen

Trotz steigender Infektionszahlen auch in Schulen besteht in allen Bevölkerungsgruppen und Parteianhängerschaften mehrheitlich Einigkeit, dass eine Abkehr vom Präsenzunterricht nicht zu begrüßen wäre. Vier von fünf Befragten (81 Prozent) sprechen sich gegen eine Schließung von Schulen aus, nur ein Siebtel (14 Prozent) wäre für Schulschließungen offen. Zwei Drittel (66 Prozent) sehen auch eine mögliche Schließung von Kultureinrichtungen wie Theatern oder Kinos kritisch. Drei von zehn Befragten (29 Prozent) würden eine Schließung von kulturellen Einrichtungen in der aktuellen Situation hingegen begrüßen.

Sonntagsfrage: CDU mit deutlichen Zugewinnen, Grüne stärkste Kraft

Die Grünen sind in der politischen Stimmung in Baden-Württemberg weiterhin stärkste Kraft. Sie müssten mit 26 Prozent im Vergleich zur letzten SWR-Umfrage im Oktober 2021 einen Punkt abgeben, wenn am Sonntag ein neuer Landtag gewählt würde. Anders die CDU, die sich bei einer Landtagswahl zum jetzigen Zeitpunkt mit 23 Prozent im Vergleich zu Oktober deutlich verbessern könnte (+6 Punkte). Die SPD, die im Herbst mit starkem bundespolitischen Rückenwind im Land bei 20 Prozent und vor der CDU lag, rutscht wieder deutlich ab und kommt aktuell auf 16 Prozent (-4 Punkte). Auch die FDP müsste mit 12 Prozent im Vergleich zur letzten SWR-Umfrage 3 Punkte abgeben. Die AfD dagegen könnte sich um 2 Prozentpunkte auf 11 Prozent verbessern. Die Linke hätte nach einem leichten Plus (+1) derzeit 4 Prozent in Aussicht. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen sein kann.

Datenbasis: Für die Umfrage wurden insgesamt 1.166 Menschen in Baden-Württemberg zwischen dem 13. und dem 18. Januar befragt. Die Ergebnisse der Umfrage sind am heutigen Donnerstag, 20. Januar unter anderem Thema in allen Nachrichtensendungen des SWR. Alle Ergebnisse, Grafiken sowie Informationen zu Methoden und Fehlertoleranzen der Umfrage online unter www.SWR.de/bwtrend.

Quelle: SWR - Südwestrundfunk (ots)


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