Gera als Asyl-Erstaufnahme im Gespräch
Archivmeldung vom 19.02.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMühlhausen, Rudolstadt, Beichlingen - das sind Orte, die dem Vernehmen nach auf der Prüfliste des Thüringer Migrationsministers Dieter Lauinger (Bündnisgrüne) für eine mögliche dritte Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber stehen. Doch nun könnte mit Gera erstmals auch eine Großstadt ins Blickfeld rücken. Das berichtet die Ostthüringer Zeitung.
Wie das Ministerium der OTZ auf Anfrage bestätigte, ist direkt bei der zuständigen Fachabteilung eine E-Mail eingegangen. Der Inhalt, sinngemäß: Angesichts der heftigen Diskussionen gerade um das als Aufnahmelager favorisiert Alte Krankenhaus in Rudolstadt gebe es ein besser geeignetes Objekt am Geraer Stadtrand: 4,2 Hektar groß, umwaldet, 16 Gebäude mit über 25 000 Quadratmetern Nutzfläche, bestens in Schuss und ab Mitte des Jahres verfügbar - das ehemalige Wismut-Krankenhaus, bislang vom SRH-Waldklinikum genutzt. Das Areal sei "ideal geeignet für Ihren Zweck", teilt der offenbar kundige Mail-Verfasser mit.
In Geras Stadtverwaltung, an die das Schreiben auch ging, zeigte sich man sich unterdessen überrascht. Bislang kenne er diesen Vorschlag nicht, sagte Pressesprecher Uwe Müller der Ostthüringer Zeitung. Anfragen des Ministeriums nach einem möglichen Geraer Standort für eine Erstaufnahmeeinrichtung habe es auch nicht gegeben. Für das freiwerdende Gelände des ehemaligen Wismut-Krankenhauses entwickele die Stadt, der die Immobilie gehört, gemeinsam mit der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen derzeit Varianten zur Nachnutzung, im Gespräch ist etwa eine gemischte Nutzung als Wohn, Arbeits- und Lern-Areal, möglicherweise mit einem Betriebskindergarten für das benachbarte neue SRH-Klinikum. Und eine Flüchtlings-Erstaufnahme? "Solche Überlegungen", erklärt Müller, "waren bisher nicht im Spiel."
Im Migrationsministerium geht der Gera-Vorschlag derweil seinen normalen bürokratischen Gang, wandert von der Fachabteilung zum Landesverwaltungsamt und zum Liegenschaftsmanagement des Freistaats, um allüberall durchleuchtet zu werden. Ob das ehemalige Wismut-Krankenhaus am Ende auf Lauingers Liste kommt, sei derzeit unmöglich zu prognostizieren, betont sein Sprecher gegenüber OTZ. Ende März soll die Prüfung aller in Frage kommenden Standorte abgeschlossen sein, dann wird der Minister in Abstimmung mit der Staatskanzlei seine Prioritäten verkünden. Bevorzugt werden sollen Objekte in Bundesbesitz, die der Freistaat für lau übernehmen könnte.
Doch entscheidend dürfte eher das Wirtschaftlichkeitsgebot sein, das auch die möglichen Umbau- und Betriebskosten in den Blick nimmt. Und da böte der Standort Gera in einem Punkt schon mal die besseren Bedingungen im Vergleich zu Rudolstadt: Das Land könnte wie SRH bislang das Areal pachten statt es in der Saalestadt für einige Millionen kaufen zu müssen.
Quelle: Ostthüringer Zeitung (ots)