Lauterbachs "Killervarianten"-Prognose stößt auf Kritik
Archivmeldung vom 19.04.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Virologen Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck haben die Prognose von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisiert, der vor dem möglichen Auftreten einer "absoluten Killervariante" des Coronavirus im Herbst gewarnt hatte. "Der Begriff `Killervariante` ist unwissenschaftlich", sagte Schmidt-Chanasit der "Bild".
Er führe zu nichts als Verunsicherung in der Bevölkerung. Wissenschaftler sollten immer sachlich bleiben, dies gelte auch für Wissenschaftler in der Politik. Schmidt-Chanasit sagte weiter: "Das Auftreten einer `Killervariante` im Herbst ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO ein sehr unwahrscheinliches Szenario.
Gegen das Lauterbach-Szenario spricht zudem die breite Grundimmunisierung in der Bevölkerung durch Impfung und durchgemachte Infektion, weil die Immunität nicht nur auf neutralisierenden Antikörpern basiert, sondern auch auf einer zellulären Immunität." Auch der Bonner Virologe Hendrik Streeck ist mit Lauterbachs Prognose nicht einverstanden. Er sagte der Zeitung: "Die Entwicklung von Varianten kann man nicht vorhersagen. Anstatt daher vor Szenarien wie `Killervarianten` zu warnen, wäre es wichtig, sich auf den Herbst und Winter vorzubereiten." Er forderte die Vorbereitung des Gesundheitssystems auf den Herbst durch mehr Digitalisierung, eine Verbesserung des Pandemie-Monitorings und die Aufwertung des Pflegeberufes, um eine "Krisenresilienz des Gesundheitswesens zu entwickeln".
Quelle: dts Nachrichtenagentur