Wahlrechtsreform: Gysi rechnet mit Schlappe für Ampel in Karlsruhe
Archivmeldung vom 29.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićLinken-Politiker Gregor Gysi rechnet damit, dass das Bundesverfassungsgericht am Dienstag mindestens einen Teil der Wahlrechtsreform der Ampel kippt.
"In
der jetzigen Form versucht die Ampel, das Wahlrecht so zu ändern, dass
zwei Oppositionsparteien nach Hause geschickt werden - die CSU und die
Linke", sagte Gysi den Zeitungen der Funke-Mediengruppe
(Montagsausgaben). "Ich glaube nicht, dass das Gericht das durchgehen
lässt." Wahrscheinlich sei es, dass die Richter zwei Varianten anbieten
würden, um diesen Zustand zu korrigieren: "Entweder eine Senkung der
Fünf-Prozent-Hürde auf drei oder vier Prozent oder die Wiedereinführung
der Grundmandatsklausel", sagte Gysi.
Die Grundmandatsklausel,
die der Linken 2021 den Einzug in den Bundestag gesichert hatte, hat die
Ampel in ihrer Wahlrechtsreform abgeschafft. Unter anderem deshalb wird
die Reform in Karlsruhe geprüft.
Zur Reform gehört auch, dass
ein Sieg im Wahlkreis nicht mehr automatisch einen Einzug in den
Bundestag bedeutet, weil Überhangmandate abgeschafft werden. Das
kritisiert Gysi scharf: "Wer mit relativer Mehrheit gewählt wird,
bekommt das Mandat, egal ob die Partei fünf Prozent hat oder nicht",
sagte er. "Wenn das nicht mehr gilt, ist das ein Sündenfall und eine
Reduzierung von Demokratie."
Karlsruhe verkündet seine
Entscheidung in der Sache am Dienstag. Till Steffen, parlamentarischer
Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, sieht ausreichend zeitlichen
Spielraum, sollte das Gericht Änderungen fordern. "Wenn das Gericht dem
Bundestag den Auftrag gibt, die Reform anzupassen, sind wir dazu
rechtzeitig vor der kommenden Bundestagswahl in der Lage, auch wenn
nicht viel Zeit bleibt", sagte er den Funke-Zeitungen. "Wenn die Union
sich dann beteiligen möchte, stehen wir dem nicht im Weg."
Quelle: dts Nachrichtenagentur