Amtsärzte selten in politische Entscheidungen eingebunden
Archivmeldung vom 23.02.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićUte Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, bemängelt eine unzureichende Zusammenarbeit der Politik mit den örtlichen Behörden. "Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter sitzen leider nicht immer im Krisenstab der Landräte und werden fachlich eingebunden", sagte Teichert der "Welt".
Die Berliner Amtsärzte hatten zuvor in einem Brief an den Berliner Senat eine Abkehr von der Orientierung an Inzidenzwerten gefordert. Es sei wichtig, zu unterscheiden, ob es sich bei den Infizierten um asymptomatische Einzelfälle handele - oder etwa um Ausbrüche in Altenheimen und Krankenhäusern mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko.
"Ich kann die Wünsche der Kollegen in Berlin fachlich nachvollziehen, glaube aber nicht, dass diese deutschlandweit anwendbar sind", sagte Teichert. Die geforderte Strategie setze voraus, dass die Gesundheitsämter in jedem Landkreis sehr eng mit den politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiteten. Dies funktioniere aber vielerorts nicht so wie in der Hauptstadt. Erst wenn der öffentliche Gesundheitsdienst stärker an den politischen Entscheidungen teilnehme, könne man weitere Kategorien neben der Inzidenz in Erwägung ziehen. Entscheidend wären für Teichert hierbei zwei Punkte: Der Anteil der Fälle, der zu einem Cluster gehört - etwa bei einem Ausbruch in einer Fleischfabrik - gegenüber dem Anteil der Fälle, der nur schwer zuzuordnen ist. Der zweite Punkt könnte die Zahl der nachzuverfolgenden Kontakte sein. Ein Beispiel: Eine Inzidenz von 50 mit jeweils zwei Kontaktpersonen sei mitunter weniger aufwendig für die Gesundheitsämter, als eine Inzidenz von 30 mit jeweils zehn zu kontaktierenden Personen, so Teichert.
Quelle: dts Nachrichtenagentur