Ökonomen kritisieren AfD-Pläne zu Europa und Windkraft scharf
Nach Einschätzung führender Ökonomen würden die Pläne der AfD in der Europa- und Energiepolitik großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm wertet die Aussagen von Parteichefin
Alice Weidel zu Windkraftwerken als Beleg dafür, dass die AfD "die
Ressentiments ihrer Wählerschaft gegen die Energiewende" bediene. Die
Partei wolle ja nicht nur die Förderung der Erneuerbaren Energien
einstellen, sondern auch den Ausstieg aus Kohle und Kernkraft rückgängig
machen, sagte Grimm dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe). Die Ökonomin
hält die energiepolitischen Ansätze insgesamt für widersprüchlich.
Im
Fokus stünden marktwirtschaftliche Ansätze bei der Energieversorgung,
gleichzeitig sei die AfD aber extrem kritisch gegenüber Europa und ganz
wesentlichen gemeinsamen Zielen. "Wie will man den Binnenmarkt
vertiefen, wenn man gemeinsame Institutionen und Ziele der
Energiepolitik einreißen will?", fragte Grimm.
In der
Europapolitik hält der Ökonom Achim Truger die Streichung der
EU-Austritts-Forderung aus dem AfD-Wahlprogramm für wenig überzeugend,
weil die Partei weiterhin anstrebe, dass Deutschland das Euro-System
verlasse. "Ein Austritt aus dem Euro würde zu massiven Turbulenzen im
Finanzsystem führen und voraussichtlich zu einer starken Aufwertung der
dann wieder entstehenden D-Mark", sagte er dem "Handelsblatt". Das würde
aus seiner Sicht "mit einem Schlag die ohnehin stark angeschlagene
deutsche Exportwirtschaft und Industrie weiter schwächen und weiter in
die Krise treiben".
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts,
Clemens Fuest, erwartet bei Umsetzung der AfD-Pläne ebenfalls einen
massiven Schaden für die Wirtschaft, zumal Deutschland tief mit den
anderen EU-Staaten verflochten sei. "Am bestehenden Euro-System gibt es
viel zu kritisieren, aber die Einführung einer eigenen Währung wäre
darauf nicht die richtige Antwort, denn das würde schwere politische und
ökonomische Verwerfungen verursachen", sagte Fuest. Stattdessen
plädierte er dafür, die Institutionen des Euroraums weiterzuentwickeln
und zu verbessern, aber gemeinsam mit den europäischen Partnern.
Quelle: dts Nachrichtenagentur