KMK-Präsident: Schüler sollen nicht ständig mit Tablets arbeiten
Archivmeldung vom 02.01.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer neue Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU), hat klargestellt, dass Laptops und Tablets in den Schulen auch künftig nur zusätzlich, aber keineswegs dauerhaft eingesetzt werden sollen: "Das Arbeiten mit Tablets muss ein `Add-on` bleiben, Schüler sollen nicht ständig damit arbeiten, sondern auch die klassischen Kulturtechniken wie die Handschrift weiterhin erlernen", sagte Lorz dem "Handelsblatt".
Außerdem sollten auch die Geräte der Schüler eingesetzt werden. Lorz gab sich zugleich optimistisch, dass Bund und Länder ihren Streit über den fünf Milliarden Euro schweren Digitalpakt beenden, sodass "ab dem Sommer" Geld fließen könne. Dann gehe es jedoch zunächst "um den Aufbau einer passenden Infrastruktur wie Breitband, WLAN oder Whiteboards in den Klassen", so Lorz. "Erst dann können wir uns um die Endgeräte kümmern." Es sei dann "durchaus sinnvoll, einen Satz anzuschaffen, mit dem Schüler abwechselnd arbeiten können".
Neben der Ausstattung räumte Lorz Defizite der Lehrer ein, mit der IT umzugehen: "Wir müssen natürlich an beiden Baustellen arbeiten", sagte er. "Aber das braucht seine Zeit bei 800.000 Lehrern, die teils seit 30 Jahren unterrichten." Insgesamt hätten die Schulen die größten Aufgaben hier noch vor sich: "Auf einer Strecke von 100 Metern haben wir vielleicht 20 hinter uns. Die KMK hat sich vorgenommen, den Rest der Strecke bis Ende 2021 zu schaffen."
KMK-Präsident will Kampf gegen Analphabetismus verstärken
Alexander Lorz (CDU), hat angekündigt, den Kampf gegen den Analphabetismus zu verstärken: "In der Schule muss die Diagnosefähigkeit der Lehrer in der Aus- und Weiterbildung massiv ausgebaut werden deshalb wird die Förderung der Bildungssprache Deutsch auch Schwerpunkt meiner KMK-Präsidentschaft", sagte Lorz dem "Handelsblatt".
In Hessen habe die neue schwarz-grüne
Koalition deshalb gerade vereinbart, "dass wir pro Woche eine Stunde
Deutsch in den Grundschulen mehr unterrichten wollen". Es gehe aber
nicht nur um die Grundschulen: "Auch die Lehrer in der Sekundarstufe I
müssen besser geschult werden", um massive Leseschwächen zu erkennen.
Hintergrund ist, dass es nach der einzig dazu existierenden Studie in
Deutschland sieben Millionen "funktionale Analphabeten" gibt, die so
schlecht lesen, dass sie massive Probleme im Beruf und im Privatleben
haben. "Das hat auch mich erschüttert", so Lorz. Generell hätten diese
funktionale Analphabeten in der Regel aber "alle einmal lesen und
schreiben gelernt, nur eben schlecht". Im Beruf entstehe dann "ein
Teufelskreis aus Vermeidung und fehlender Übung". Das Problem seien aber
"weniger fehlende Alphabetisierungskurse als vielmehr das Tabu und die
Scham der Betroffenen". Hessen habe daher "einen motivierenden Kinospot
produziert, für den wir sogar den Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen
gewonnen haben".
Weil massive Leseschwäche im Beruf am ehesten auffällt, appellierte Lorz an die Wirtschaft, sich am Kampf gegen den Analphabetismus zu beteiligen: "Angesichts der Furcht vor Fachkräftemangel ist das Interesse in den Betrieben, solche Leute zu qualifizieren, heute hoffentlich größer." Für ausländische Azubis habe Hessen probehalber einen zweiten Berufsschultag für die Deutschförderung eingeführt. "Da waren nicht alle Unternehmen begeistert. Hier brauchen wir also noch einen Bewusstseinswandel."
Quelle: dts Nachrichtenagentur