Evangelische Hilfswerke kritisieren Sparkurs der Regierung scharf
Archivmeldung vom 11.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie nach der regierungsinternen Haushaltseinigung vorgesehenen Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und für die Krisen-Notversorgung stoßen bei den evangelischen Hilfswerken Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe auf heftigen Protest.
"Mit weniger Geld - etwa die Hälfte unserer Mittel stammt aus
staatlicher Förderung - können wir weniger Projekte finanzieren", sagte
Dagmar Pruin, die Präsidentin beider Organisationen, vor der
Jahrespressekonferenz von Brot für die Welt an diesem Donnerstag dem
"Tagesspiegel".
Sie bezweifelte zudem, ob Deutschland mit der
vorgesehenen Kürzung noch die Zusage gegenüber den Vereinten Nationen
einhalten werde, 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in die
Entwicklungszusammenarbeit zu investieren. "Das wäre ein katastrophales
Signal, wenn ein wirtschaftlich so starkes Land wie wir diese
Verpflichtung ignoriert."
Als "noch dramatischer" bezeichnete
Pruin die geplanten Sparmaßnahmen im Arbeitsbereich der Diakonie
Katastrophenhilfe. "Es gibt zwar jetzt eine Zusage, notfalls Geld
nachzulegen, aber wie schnell das in welchen Fällen passieren soll, ist
unklar", so Pruin. "Man muss es so hart sagen: Es wird Menschenleben
kosten, wenn die humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes gekürzt wird."
Sie
forderte das Parlament in den anstehenden Beratungen zu einem
Kurswechsel auf. "Der Bundestag muss die geplante Kürzung bei der
Nothilfe und im Entwicklungsetat korrigieren."
Als "beeindruckend
und berührend" bezeichnete es die Brot-für-die-Welt-Chefin, dass die
Spendenbereitschaft der Bundesbürger trotz Inflation und einer
schwächelnden Wirtschaft nach wie vor hoch ist. "Die Menschen haben uns
im Jahr 2023 über Kollekten in Kirchen und Spenden sogar noch etwas mehr
unterstützt als im Jahr zuvor." Dies sei möglicherweise "eine Art
Trotzreaktion darauf, dass die internationale Solidarität so unter Druck
geraten ist".
Quelle: dts Nachrichtenagentur