Lammert kritisiert Karlsruher Urteil zum Wahlrecht
Archivmeldung vom 31.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) kritisiert das Wahlrechtsurteil des Bundesverfassungsgerichts. "Von der nun beschlossenen überfälligen Verringerung der Zahl der Mandate einmal abgesehen, ist das Urteil für mich keine Errungenschaft", sagte Lammert dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Deutschland habe ohnehin eines der kompliziertesten Wahlsysteme der
Welt. "Das Einzige, was der normale Wähler am deutschen Wahlsystem
versteht, ist, dass er mit seiner Erststimme den Wahlkreisvertreter
bestimmt. Und genau dieser einzige transparente Teil des Wahlsystems
wird jetzt relativiert", sagte Lammert.
Diese Reduzierung der
Mandate von 734 auf 630 solle durch das vom Bundesverfassungsgericht nun
akzeptierte Verfahren erreicht werden, indem die Zahl der in den
Wahlkreisen direkt gewählten Politiker tendenziell kleiner und damit das
Gewicht der Parteien über die Zweitstimmen noch größer werde als
bisher.
Dieses Verfahren sei schlecht, "weil das um den Preis
erreicht wird, dass ein Wahlkreiskandidat die relativ meisten Stimmen
gewonnen haben kann, aber dennoch nicht in den Deutschen Bundestag
kommt, während ein an zweiter oder sogar vierter Stelle liegender
Kandidat über die Landesliste seiner Partei ins Parlament einziehen
könnte. Das erklären Sie mal den Wählern."
Er sei einst "wie ein
tibetanischer Mönch auf alle Beteiligten zugegangen", insbesondere auf
die eigene Unionsfraktion, um das Wahlrecht einvernehmlich und
vernünftig zu regeln. Aber das Problem sei ständig vertagt worden. Zur
Äußerung von CSU-Chef Markus Söder, wonach die CSU das Aus für das
Ampel-Wahlrecht zur Bedingung für eine mögliche Koalition machen werde,
sagte Lammert.
"Na ja. Der bayerische Parteivorsitzende hat
möglicherweise übersehen, dass es dafür auch im nächsten Deutschen
Bundestag einer Mehrheit bedarf." Dass die Unionsfraktionsgemeinschaft
im nächsten Bundestag allein über eine Mehrheit für die erneute Änderung
des Wahlrechts verfügen würde, "ist jedenfalls eine reichlich
optimistische Vorstellung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur