Katholische Jugend will "Männerbünde" aufbrechen
Archivmeldung vom 14.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Bundesvorsitzende des "Bundes der Deutschen Katholischen Jugend" (BDKJ), Lisi Maier, hält "Männerbünde" innerhalb der katholischen Kirche dafür verantwortlich, dass Kindesmissbrauch nicht aufgeklärt werde. "Das sind etwa Karrierenetzwerke, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen. Diese Netzwerke verhindern Aufklärung, also muss man sie aufbrechen", sagte Maier der "Welt".
Außerdem fordert sie, dass die größere Macht der Geistlichen in der Kirche im Vergleich zu den Laien zurückgedrängt werden solle. Angesichts der Zahlen zum Missbrauch durch katholische Kirchenvertreter in Deutschland äußerte Maier Verständnis für einen Vertrauensverlust in die Kirche. "Es ist nur verständlich, dass Eltern, aber auch Kinder und Jugendliche selbst, das Vertrauen in die Kirche verlieren", sagte Maier. Kritisch sieht Maier die Art und Weise, wie sich die katholische Kirche mit dem Thema Sexualität umgehe: "Man muss sich stärker mit dem Thema Sexualität, auch mit der kirchlichen Sexualmoral auseinandersetzen. Derzeit wird Sexualität tabuisiert und totgeschwiegen."
Dementsprechend forderte Maier Veränderungen in der Ausbildung der Priester: "Das Thema Sexualität spielt im Priesterseminar eine zu geringe Rolle", sagte die BDKJ-Vorsitzende. Als "wichtigen Schritt" bewertet Maier, dass Papst Franziskus die Leiter aller Bischofskonferenzen zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche einberufen habe. "Nach den Veröffentlichungen in den USA, Irland, Australien und jetzt auch Deutschland wird deutlich, dass weltweit strukturelle Veränderungen passieren müssen." Der BDKJ hat 660.000 Mitglieder und ist der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur