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Wirtschaftsweise gegen Vorverurteilung der Bundesregierung

Archivmeldung vom 05.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Erhobener Zeigefinger (Symbolbild)
Erhobener Zeigefinger (Symbolbild)

Bild: CFalk / pixelio.de

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat angesichts der massiven Kritik an den jüngsten Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern vor einer Vorverurteilung der Bundesregierung gewarnt.

"Da wird schnell etwas hochgekocht auf Basis von Meldungen, die sich im Nachhinein vielleicht als falsch oder übertrieben herausstellen. Ich rate sehr zur Besonnenheit, aber natürlich wünsche auch ich mir mehr Geschwindigkeit, und da ist sicherlich noch Luft nach oben", sagte sie der "Rheinischen Post".

Bei den Themen Impfstoff- und Testbestellungen sei sie nicht sicher, ob man genug Transparenz habe, um von einem Versagen der Verantwortlichen sprechen zu können, warnte das Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung. So habe sich im Nachhinein etwa herausgestellt, dass die EU-Verträge zur Impfstoffbeschaffung nicht schlechter seien als die britischen, obwohl vorher das Gegenteil angenommen worden sei. Wenn die richtigen Wachstumsimpulse für die Zukunft gesetzt würden, "bin ich sehr zuversichtlich, dass wir in einigen Jahren aus der Krise herausgewachsen sind, ohne dass es tiefe soziale Einschnitte für die Menschen oder Steuererhöhungen geben wird", sagte Schnitzer. Wirtschaftlich könne Deutschland den Lockdown noch für längere Zeit durchhalten, sagte die Münchner Ökonomin. "Es zeichnet sich ab, dass sich der Konjunkturverlauf nach der steilen Erholung im dritten Quartal 2020 wieder abgeflacht hat und von einer Seitwärtsbewegung abgelöst wurde."

Man habe in Deutschland nach wie vor eine zweigeteilte Entwicklung, so Schnitzer: "Im Verarbeitenden Gewerbe läuft es weiterhin robust und gut. Auch die zeitweisen Grenzkontrollen haben die Zulieferindustrie nicht nennenswert beeinträchtigt bisher", sagte sie. Aber viele Dienstleister, mit denen man täglich zu tun haben, im Einzelhandel und in den Freizeitaktivitäten, seien weiterhin geschlossen. "Diese Bereiche sind stark betroffen, und weil wir diese Bereiche am stärksten wahrnehmen, haben viele Menschen den Eindruck, die Wirtschaft laufe schlecht. Im gesamten Wirtschaftsgefüge machen diese Bereiche aber nur einen kleinen Teil der Wertschöpfung aus", sagte die Wirtschaftsweise. Der Lockdown dieser Bereiche führe also nicht zu einer tiefen Rezession wie im vergangenen Frühjahr. "Wir entwickeln uns aktuell nur nicht weiter nach oben. In dem Sinne können wir den Lockdown noch ganz gut verkraften. Das heißt: Wir halten das noch eine ganze Weile aus."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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