Lang drängt auf Teillegalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
Kurz vor Ablauf der Legislaturperiode appelliert die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang an die Abgeordneten des Bundestags, über eine Teillegalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen abzustimmen.
Es sei wichtig, dass der Paragraf 218 reformiert und
Schwangerschaftsabbrüche in den ersten Monaten außerhalb des
Strafgesetzbuches geregelt würden, sagte Lang dem "Stern" am Montag.
"Und der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt", so die Grünen-Politikerin.
"Deshalb sollten wir im Parlament den Weg für die Entkriminalisierung
von Schwangerschaftsabbrüchen frei machen."
Immer wieder höre
sie, dass der Paragraf 218 in seiner jetzigen Form ein guter Kompromiss
sei, sagte Lang. Doch die Realität sehe anders aus. "Die
Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen führt unter anderem dazu,
dass dieser Eingriff an Universitäten nicht gelehrt wird und es viel zu
wenige Ärzte gibt, die Abbrüche vornehmen". Die Regelung im
Strafgesetzbuch gefährde die Gesundheitsversorgung für Frauen.
Sie
wolle in einem Land leben, in dem man Frauen vertraue, sagte die
Grünen-Politikerin. "Und ich fordere alle Männer auf, die denken, dass
dieses Thema nichts mit ihnen zu tun hat, an ihre Schwestern, Ehefrauen
oder Töchter, also Frauen, die sie lieben, zu denken: Wenn diese Frauen
in einer sehr schwierigen Situation sind, wollen Sie, dass sie
unterstützt und gut beraten oder stigmatisiert und kriminalisiert
werden?"
In einer Zeit, in der Frauenrechte weltweit attackiert
würden, man schaue zum Beispiel in die USA, sollte die Antwort darauf
nicht sein, vor diesem Thema zurückzuschrecken, so Lang. "Denn damit
machen wir uns zu den Handlangern derer, die Frauenrechte zur
Disposition stellen. Unsere Antwort ist mehr Selbstbestimmung und
Freiheit."
Am Montag sind Experten in den für das Thema
zuständigen Rechtsausschuss des Bundestags geladen, um ihre
Einschätzungen zu dem Thema abzugeben. Eine Gruppe Parlamentarier von
SPD, Grünen und Linken hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der eine
Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten zwölf Wochen
vorsieht. Die Befürworter wollen erreichen, dass der Entwurf nach dieser
Sachverständigenanhörung ins Plenum überwiesen wird - und darüber dann
am letzten Tag der Legislatur, am Dienstag, noch im Bundestag abgestimmt
würde.
Quelle: dts Nachrichtenagentur