MONITOR: Verschwieg Wulff dem niedersächsischem Landtag geselligen Kochabend mit umstrittenem Unternehmer?
Archivmeldung vom 11.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeitere Beziehungen zu umstrittenen Unternehmern setzen Bundespräsident Christian Wulff unter Druck. Nach Recherchen des ARD-Politik-Magazins MONITOR (Das Erste, 12.01.2012, 21.45 Uhr) wurde dem niedersächsischen Landtag anscheinend ein weiteres Mal die Wahrheit vorenthalten bezüglich persönlicher Kontakte des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff zu umstrittenen Unternehmern.
Auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsfraktion, wie oft der ehemalige Ministerpräsident Kontakt mit dem Hamelner Pleite-Unternehmer Ali Memari Fard gehabt habe, gab die niedersächsische Landesregierung an, es habe nur zwei Kontakte gegeben, einmal beim 50. Geburtstag des Unternehmers und einmal bei der Einweihung einer Betonmühle.
Tatsächlich gab es aber nach MONITOR-Recherchen offenbar mindestens einen weiteren, privaten Besuch Wulffs bei dem Unternehmer. Im Jahr 2008 habe der damalige Ministerpräsident an einem geselligen "Kochabend" in seiner Villa teilgenommen, teilte der Gastgeber Ali Memari Fard MONITOR schriftlich mit.
Wulffs persönliche Nähe zu Fard ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil der Chef der Unternehmensgruppe Cemag mit seinem 10-Firmen-Imperium in den vergangenen Jahren Millionen an Subventionen und Landesbürgschaften des Landes Niedersachsen erhielt. Im Jahr 2009 eröffnete das Fard-Unternehmen ein Insolvenzverfahren. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt, unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und mehrfachen Betruges. Ali Memari Fard begleitete Wulff in den Jahren 2006 bis 2009 fünf Mal auf Delegationsreisen ins Ausland An dem privaten Kochabend in Fards Villa haben nach Angaben des Unternehmers noch andere Delegationsteilnehmer teilgenommen. "Es war ein lustiger Abend" sagte Fard zu MONITOR.
Ein ARD-Video zeigt den vertrauten Umgang Wulffs mit dem umstrittenen Firmenchef. Wulff spricht Ali Memari Fard mit Vornamen an und lobt ihn als Vorzeigeunternehmer. Die Opposition im niedersächsischen Landtag reagierte empört auf die neuerlichen Enthüllungen. "Im Fall Geerkens ist verschleiernd geantwortet worden, nun, im Fall Fard haben wir es mit einer eindeutig unwahren Auskunft zu tun", sagte SPD-Fraktionsvoristzender Stefan Schostok. "Wir drängen mit allen parlamentarischen Mitteln auf Aufklärung." Dabei sei auch ein Untersuchungsausschuss nicht ausgeschlossen.
Quelle: ARD Das Erste (ots)