Kultusministerkonferenz: Kein einheitliches Schulsystem
Archivmeldung vom 28.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer neue Präsident der Kultusministerkonferenz, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, hat Forderungen nach einem einheitlichen Schulsystem in Deutschland zurückgewiesen. "Die Menschen wünschen sich zwar ein einheitliches Bildungssystem, aber jeder wünscht sich ein anderes", sagte er der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe) "Würde man sich jetzt daran machen, ein einheitliches Schulsystem einzuführen, müssten in mindestens zehn Bundesländern die Schulsysteme umgekrempelt werden, sagte der SPD-Politiker. "So ein gewaltiger Umbau würde Deutschland zehn Jahre lang auf den Kopf stellen."
Rabe schränkte aber ein, dass es zwar verschiedene Schulsysteme geben könne, die Bildungsabschlüsse aber überall dem gleichen Standard entsprechen müssten. Allerdings plädiert Rabe für eine Abschaffung des Kooperationsverbots, das dem Bund eine Mitwirkung an der Bildungsfinanzierung verbietet. Bildung sei eine zu wichtige Aufgabe, um finanzschwache Länder damit alleine zu lassen, sagte Rabe. "Es bedarf der Bundesregierung. Das Kooperationsverbot brauchen wir nicht mehr, aber wir müssen auch in Zukunft bei schulpolitischen Reformen einstimmig entscheiden, Bund und Länder." Notwendig sei noch mehr Dialog.
Einer Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium erteilte Rabe eine klare Absage. Unter anderem die Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben unter SPD-Beteiligung entsprechende Pläne auf den Weg gebracht. "Eltern und Kinder müssen sich auf etwas einstellen können, das muss wachsen und sich entwickeln dürfen. Ich finde es vernünftig, wenn das achtjährige Gymnasium der Standard bleibt", so Rabe.
Zum Regelabschluss solle allerdings nicht das Abitur oder der mittlere Schulabschluss erklärt werden: "Ich fände es sinnvoller, wenn der erste Berufsabschluss zum Regelabschluss erklärt würde. Damit gibt es an uns Politiker den Anspruch, die Schüler führend bis zum Berufsabschluss zu begleiten."
Im Streit um den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) signalisierte Rabe Gesprächsbereitschaft mit den Sozialverbänden. "Die Sozialpartner möchten, dass das Abitur einer großen Anzahl von Berufen gleichgestellt wird. Gemeinsam wollen wir die hohe Qualifikation der dualen Ausbildung verdeutlichen. Ich glaube, das ist eine Basis auf der man weiter Kompromisse suchen kann", so Rabe. Allerdings hat Rabe grundsätzliche Bedenken: "Die Idee der EU-Kommission, die Abschlüsse in Europa vergleichbar zu machen, war gut. Aber es gibt eben enorme Unwuchten, wenn die höchst unterschiedlichen Staaten ihre Bildungsabschlüsse auf wenigen Levels einsortieren müssen. Ich habe Angst, dass Deutschland zu tief stapelt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur