FDP wirft Innenministerium "Blockade" bei Magdeburg-Aufklärung vor
FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle wirft der Bundesregierung vor der Innenausschusssitzung am Donnerstag vor, Informationen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zurückzuhalten.
"Dass die Bundesregierung ihre Antwort auf die Frage nach der Zahl der
Auslieferungsersuchen aus Saudi-Arabien zunächst zweimal verschiebt, um
sie dann nicht zu beantworten, lässt nichts Gutes erahnen", sagte Kuhle
den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Die Bundesregierung muss das
Informationsinteresse des Bundestages im Fall Magdeburg ernst nehmen und
darf die Aufklärung nicht blockieren. Sonst ist keine Aufarbeitung
möglich."
Der FDP-Politiker wollte in einer schriftlichen Frage
vom Bundesinnenministerium wissen, in wie vielen Fällen die Regierung
von Saudi-Arabien in den vergangenen Jahren ein Festnahmeersuch an die
Bundesregierung gestellt hat - mit dem Ziel der Auslieferung
mutmaßlicher Straftäter oder Gefährder. Das Ministerium beantwortete die
Frage mit Verweis auf Vertraulichkeit von internationalen
Rechtshilfeverfahren und Risiken für die Strafverfolgung nicht. "Leider
verweigert die Bundesregierung dem Parlament an dieser entscheidenden
Stelle die Antwort", sagte Kuhle.
Mehrfach sollen staatliche
Stellen in Saudi-Arabien die deutschen Behörden vor dem späteren
Attentäter Taleb A. gewarnt haben. Es soll ein Auslieferungsersuchen aus
dem Land vorgelegen haben. Zugleich gilt die Menschenrechtslage in dem
arabischen Land als besonders heikel. Eine Auslieferung von Geflüchteten
wie Taleb A. ist für Deutschland keine einfache Entscheidung.
Dennoch
hob Kuhle hervor: "Es muss nun herausgearbeitet werden, ob den
Sicherheitsbehörden bei einem Auslieferungsersuchen aus Saudi-Arabien
eine andere Reaktion möglich gewesen wäre als dies pauschal aufgrund der
Flüchtlingseigenschaft des Täters abzulehnen." Es gehe vor allem um die
Frage, wie Hinweise und Auslieferungsersuchen aus dem Ausland zu einer
stärkeren Überprüfung von Personen in Deutschland führen könnten, über
die deutsche Behörden bereits eigene Erkenntnisse gesammelt hätten.
Am
Donnerstag tagt im Bundestag der Innenausschuss, der sich noch einmal
mit dem Anschlag von Magdeburg und der Aufarbeitung möglicher
Behördenfehler im Vorfeld der Tat befassen will. Das
Bundesinnenministerium will den Abgeordneten nach Informationen der
Funke-Zeitungen eine "Chronologie" vorlegen, die benennen soll, zu
welchem Zeitpunkt die Behörden in Deutschland mit einem Sachverhalt im
Zusammenhang mit Taleb A. befasst waren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur