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Etablierte Parteien verloren 2015 drei Prozent ihrer Mitglieder

Archivmeldung vom 12.07.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Mitgliederschwund bei den etablierten Parteien in Deutschland geht ungebremst weiter. 2015 verloren die fünf Bundestagsparteien und die FDP im Vergleich zum Vorjahr 36.500 Mitglieder, das ist ein Rückgang um drei Prozent. Dies ist das Ergebnis einer neuen Parteienstudie des Berliner Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer, die den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vorliegt.

Größter Verlierer war demnach die SPD: Ihr Mitgliederbestand ging im Vorjahr um 3,7 Prozent auf 442.814 zurück, als einzige Partei schrumpfte sie auch flächendeckend in allen Bundesländern - damit verliert die SPD auch ihre Position als stärkste Partei wieder an die CDU, die mit einem Minus von 2,9 Prozent jetzt auf 444.400 Mitglieder kommt. Die CSU registrierte ein Minus von 1,5 Prozent (144.360), die FDP verlor 3,2 Prozent (53.197), die Grünen buchten einen Verlust von 1,5 Prozent (59.418) und die Linke von 2,6 Prozent (58.989). Erstmals liegen die Grünen damit vor der Linkspartei.

Die Studie des Parteienforschers an der FU Berlin zieht auch eine langfristige Bilanz: Danach haben die Parteien seit 1990 zusammen die Hälfte ihrer Basis verloren - ihr Mitgliederbestand schrumpfte von 2,4 Millionen im Jahr 1990 auf heute 1,2 Millionen. Die AfD wird in der Untersuchung nicht aufgeführt, Niedermayer begründet das mit fehlendem Datenmaterial. Nach Angaben eines Parteisprechers der AfD gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe verzeichnet die Partei aber weiter einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Danach stieg die Zahl ihrer Mitglieder von 12.239 Ende 2014 auf 20.102 Ende 2015. Mit Stand 11. Juli 2016 gibt die AfD nun eine Zahl von 22.451 Mitgliedern an.

Laut Parteienstudie lag das Durchschnittsalter der Gesamtmitgliedschaft der sechs untersuchten Parteien 2015 zwischen 50 und 60 Jahren, Niedermayer spricht von "Überalterung".

Nach wie vor unterrepräsentiert sind in allen sechs Parteien Frauen: Am besten schneiden noch die Grünen mit einem Frauen-Anteil von 38,6 Prozent ab, gefolgt von Linken (37,2) und SPD (3 2). In der CDU sind dagegen nur 25,9 Prozent der Mitglieder Frauen, in der FDP 22,8 Prozent und in der CSU 20,1 Prozent.

Blickt man auf die Entwicklung seit 1990, hat es die Linke am stärksten getroffen. Sie hatte - trotz der Vereinigung von PDS und WASG - Ende 2015 vier Fünftel weniger Mitglieder als die PDS 1990. Die FDP büßte in diesem Zeitraum zwei Drittel ihrer Basis ein, die SPD mehr als die Hälfte, die CDU über zwei Fünftel und die CSU rund ein Fünftel. Nur die Grünen steigerten seit 1990 ihre Mitgliedschaft um fast die Hälfte. Der Abwärtstrend seit der Wiedervereinigung hat gravierende Folgen: "Es ist eine kontinuierlich abnehmende gesellschaftliche Verankerung der Parteien zu beobachten", heißt es in der Studie. 1990 waren noch 3,7 Prozent aller eintrittsberechtigten Bundesbürger Mitglied einer der sechs Parteien, inzwischen hat sich der Anteil halbiert - auf 1,8 Prozent.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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