Harvard-Ökonom Rogoff fordert Hilfen in Billionen-Höhe
Archivmeldung vom 17.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff fürchtet angesichts der weltweiten "Lockdowns" im Kampf gegen das Corona-Virus eine neue Weltwirtschaftskrise wie 1929 - und fordert die Regierungen zu größeren Hilfspaketen auf. "Dieser Schock ist einzigartig und mit keinem seit der Spanischen Grippe 1918/19 vergleichbar. Wir erleben die erste wirklich globale Krise seit der Großen Depression", sagte Rogoff dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'.
Die Regierungen in den USA und Europa müssten ihren gesamten fiskalischen Spielraum nutzen, um die Folgen der Krise zu bekämpfen. "Das ist wie im Krieg. Die USA sollten eine Billion Dollar ausgeben, ohne mit der Wimper zu zucken", so der Ökonom und Experte für Finanzkrisen. "Und das ist vermutlich nur der erste Schritt." Auch die Reaktion in Europa reiche noch nicht aus. "Auch Europa müsste bis zu einer Billion Dollar ausgeben." Nur mit gewaltigen Anstrengungen könnte es eine rasche Erholung geben.
Konkret forderte der ehemalige Chefökonom des IWF drei Formen von Finanzhilfen: Erstens massive Investitionen und den Ausbau von Notfalleinrichtungen im Gesundheitssystem. Zweitens direkte Hilfen für Branchen, die nun unverschuldet in die Krise rutschen wie die Tourismusbranche und Gastronomie, aber auch die Luftfahrtbranche. Und drittens sollte man vor allem Menschen mit geringem Einkommen direkt mit Geld unterstützen.
Deutschland, so Rogoff, habe bisher richtige Schritte unternommen, müsse aber noch mehr tun. Da das Land eine gute Haushaltsbilanz habe und nur einen Schuldenstand von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung, könne Deutschland zur Not seine Schulden auch verdoppeln. "Das wäre nicht das Ende der Welt." Diese Krise habe das Potenzial, "dauerhaften gewaltigen Schaden anzurichten, selbst wenn wir in einem Jahr aus der Krise sind. Das ist, als würde jemand für die Wirtschaft die Pause-Taste drücken."
Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)