Kritik an Pistorius' Wehrpflicht-Plänen aus eigenen Reihen
Archivmeldung vom 18.12.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićGegen die Pläne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), weiter Optionen einer Rückkehr zur Wehrpflicht zu prüfen, gibt es Widerstand in den eigenen Reihen. "Das Engagement junger Menschen muss weiterhin freiwillig sein", sagte SPD-Fraktionsvize Sönke Rix der "Welt".
Sie zu einer Dienstpflicht, ob nun bei der Bundeswehr oder im
Sozialbereich, zu zwingen, wäre "der falsche Weg". Allerdings habe das
von Pistorius ins Spiel gebrachte schwedische Modell auch einen Vorteil:
"Es bewirkt, dass alle jungen Menschen sich zumindest einmal mit dem
Gedanken, einen Dienst an der Gesellschaft beziehungsweise für den Staat
zu leisten, auseinandersetzen müssen." Schon dadurch würden sich
sicherlich mehr Menschen für einen solchen Dienst entscheiden. Pistorius
hatte der "Welt am Sonntag" gesagt, er lasse derzeit Modelle einer
Dienstpflicht prüfen, darunter das in Schweden praktizierte Modell.
"Dort
werden alle jungen Frauen und Männer gemustert, und nur ein
ausgewählter Teil von ihnen leistet am Ende den Grundwehrdienst." Doch
auch der Koalitionspartner FDP hält eine Rückkehr zu einem Pflichtdienst
für falsch, Alexander Müller, verteidigungspolitischer Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion, warnt: "Die Wiedereinführung der Wehrpflicht
wäre ein enormer Eingriff in die Freiheitsrechte, der nicht im
Verhältnis zur Bedrohung Deutschlands steht." Auch eine
Teil-Verpflichtung junger Menschen wie in Schweden wäre
unverhältnismäßig und wenig hilfreich. "Es wird nicht gelingen, die
jeweils sportlichsten und fittesten jungen Menschen in die Truppe zu
zwingen, und allen anderen ihre berufliche Freiheit zu lassen. Es ist
nicht Aufgabe des Staates, durch Zwangsmaßnahmen in die Berufsfreiheit
junger Menschen einzugreifen, um damit Lücken zu stopfen."
Während
sich die Grünen nicht äußern wollten, kommt Zuspruch von der Opposition
- für die Union sagte Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU): "Wir sind
gesprächsbereit." Die CDU sei klar für eine allgemeine Dienstpflicht,
allerdings mangele es bisher an Taten. "Der Verteidigungsminister äußert
sich seit Monaten in Andeutungen, statt zu entscheiden."
Die
AfD lobt: "Die jetzige Initiative des Verteidigungsministers geht in die
richtige Richtung", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der
Fraktion, Rüdiger Lucassen. Nötig sei die rasche Reaktivierung der
Wehrpflicht in zeitgemäßer Form. "Das schwedische Modell kann hier ein
Vorbild sein." Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem
damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
ausgesetzt worden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur