Mützenich zeigt sich gesprächsbereit zu Wahltermin
Nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) signalisiert auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich der Opposition ein Entgegenkommen beim Wahltermin, fordert aber Vereinbarungen dazu, welche Projekte noch gemeinsam umgesetzt werden. "Beide Herausforderungen kann man zusammen und gemeinsam angehen", sagte Mützenich am Sonntag der "Süddeutschen Zeitung".
Die "demokratischen Parteien" im Bundestag müssten die verbleibenden
Wochen dazu nutzen, Maßnahmen für den Wirtschaftsstandort und den
sozialen Zusammenhalt, aber auch für die Sicherung demokratischer
Institutionen zu ergreifen. Als konkrete Beispiele nannte Mützenich das
Kindergeld, das Deutschlandticket, Entlastungen der Industrie und der
Zulieferbetriebe sowie den Schutz des Verfassungsgerichts. "Wenn wir
eine solche Agenda vereinbaren können, dürfte es nach der angekündigten
Gesprächsbereitschaft des Kanzlers leicht gelingen, einen sinnvollen
Termin für die Wahl zu finden", sagte Mützenich der SZ.
Scholz
hatte nach dem Bruch der Koalition vergangenen Mittwoch angekündigt, die
verbleibende rot-grüne Koalition werde in den verbleibenden
Sitzungswochen des Bundestages bis Weihnachten alle Gesetzentwürfe zur
Abstimmung stellen, die "keinerlei Aufschub dulden". Die Vertrauensfrage
wolle er dann am 15. Januar stellen. Scholz' erwartbare Niederlage bei
der Vertrauensfrage würde den Weg freimachen für eine Neuwahl spätestens
Ende März. Union, FDP und andere Oppositionsparteien fordern hingegen,
die Vertrauensfrage schnellstmöglich zu stellen und früher zu wählen. Am
Freitag hatte Scholz hierzu Gesprächsbereitschaft signalisiert und auf
die Fraktionen im Bundestag verwiesen.
Mützenich mahnte zudem,
die Warnungen vor organisatorischen Problemen bei einer vorgezogenen
Bundestagswahl zu beachten. "Es ist wichtig, dass wir die rechtlichen
und praktischen Voraussetzungen für eine vorgezogene Bundestagswahl
ernst nehmen", sagte er. "Wie leicht Demokratien durch einen
ungeordneten und umstrittenen Wahlprozess Schaden nehmen können, mussten
wir in anderen Ländern beobachten. Das darf uns nicht gleichgültig
sein."
Bundeswahlleiterin Ruth Brand hatte am Freitag vor
erheblichen Problemen durch einen kurzfristigen Termin gewarnt. In einem
Brief an den Kanzler und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schrieb
sie, der kurze Vorlauf einer kurzfristig anberaumten Wahl könne
"unabwägbare Risiken auf allen Ebenen" zur Folge haben, es könne etwa
dazu kommen, dass Wahlvorschläge nicht zugelassen würden.