DIW: Wegfall der Mütterrente würde Armutsrisiko steigern
Archivmeldung vom 31.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićFiele die vor zehn Jahren eingeführte Mütterrente wieder weg, würde die Armutsrisikoquote der Rentnerinnen von 19,4 auf 22,3 Prozent steigen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).
Demnach könnte die Bundesregierung jährlich zwar rund 14 Milliarden Euro
sparen. Fast neun Millionen Rentnerinnen, die vor 1992 Kinder geboren
haben, würden aber durchschnittlich 107 Euro im Monat fehlen. Besonders
betroffen wären es Frauen aus den unteren Einkommensgruppen, Frauen mit
mehr als drei Kindern und geschiedene Frauen. Rentnerinnen mit mehr als
vier Kindern hätten im Schnitt sogar Einkommenseinbußen von rund 15
Prozent, fiele die Mütterrente weg.
"Die Mütterrente rückgängig
zu machen ist nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell
erhebliche negative Folgen", sagte Studienautorin Annica Gehlen aus der
Abteilung Staat des DIW Berlin. Die unteren Einkommensgruppen würden im
Verhältnis deutlich stärker durch einen Wegfall der Mütterrente belastet
als die oberen Einkommensgruppen. Die ärmsten 20 Prozent würden über
gut acht Prozent weniger Einkommen verfügen. Bei den reichsten 20
Prozent wären es hingegen nur gut ein Prozent weniger Einkommen.
"Die
Mütterrente mildert einige Ungleichheiten ab, die vor allem aufgrund
von Kindererziehung während der Erwerbsphase entstanden sind", sagte
Gehlen. "Vor allem in Westdeutschland haben die heutigen Rentnerinnen
mit der Geburt ihrer Kinder häufig ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen
und später weniger am Erwerbsleben teilgenommen als nachfolgende
Generationen." Entsprechend hoch ist auch der geschlechtsspezifische
Unterschied bei den Renten (Gender Pension Gap). Mit Abschaffung der
Mütterrente würde er von derzeit 32 auf 39 Prozent erheblich steigen,
also um gut 20 Prozent.
"Sicherlich ließe sich kurzfristig mit
der Abschaffung der Mütterrente Geld sparen. Langfristig sinnvoller wäre
es, Ungleichheit und Altersarmutsrisiken schon während der Erwerbsphase
anzugehen", regte Johannes Geyer, stellvertretender Leiter der
Abteilung Staat beim DIW, an. Dazu müssten gezielt Maßnahmen für eine
höhere Frauenerwerbstätigkeit und eine Stärkung der partnerschaftlichen
Aufteilung der Sorgearbeit ergriffen werden. Konkret hieße das, die
Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur auszubauen sowie die Anreize im
Steuersystem durch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs
zu verbessern, so das DIW.
Quelle: dts Nachrichtenagentur