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GEW beklagt nach Schulstart Verletzung der Fürsorgepflicht

Archivmeldung vom 21.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kinder werden für die unbegründeten Ängste von Erwachsenen zwangsumerzogen (Symbolbild)
Kinder werden für die unbegründeten Ängste von Erwachsenen zwangsumerzogen (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Ländern vorgeworfen, den Gesundheitsschutz in den Schulen zu vernachlässigen. "Wir bekommen viele Rückmeldungen, dass die Schulen schlecht vorbereitet sind. Es gibt sehr viel Verunsicherung - nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei den Eltern", sagte GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann der "Welt".

In vielen Schulen könne man nur ein kleines Oberlicht zum Lüften aufmachen. Das reiche nicht, um die Aerosole so zu verdünnen, dass sie ungefährlich werden, so Hoffmann. "Stattdessen sitzen Lehrer und Kinder sechs Stunden lang in einem hoch konzentrierten Pool von Aerosolen." Andere Lehrer berichteten davon, selbst putzen zu müssen oder durch die Aufsichtspflicht so gebunden zu sein, dass sie nicht einmal auf die Toilette gehen könnten, so Hoffmann.

"Das ist eine massive Verletzung der Fürsorgepflicht seitens des Arbeitgebers." Die GEW-Vertreterin beklagt zudem bei den betriebsärztlichen Begutachtungen von Risikopatienten eine "sehr restriktive Vorgehensweise". Selbst Risiken bei Lehrern wie schweres Asthma oder eine überstandene Krebserkrankung würden nicht anerkannt. "Ich glaube, da gab es in den Ministerien eine ganz klare Ansage." Offenbar werde die Zahl der Bewilligungen auch dem Lehrermangel angepasst. Bei der Leistungsbewertung will Hoffmann Konzessionen machen. Die Schüler hätten während der Schulschließungen sehr unterschiedliche Bedingungen gehabt. "Es gibt welche, die psychisch angeknackst sind, bei denen es Streit zu Hause gab, existenzielle Sorgen, vielleicht sogar Gewalt."

Sie müssten nun erst einmal wieder in die Spur kommen. "In so einer Situation geht es nicht darum, Stoff in die Hirne zu stopfen, sondern die Kinder erst mal aufzufangen. Dafür muss ich einfach in dem, was ich unterrichte, Abstriche machen." Konkret schlägt Hoffmann vor, das Curriculum zu verschlanken und das Halbjahreszeugnis ausfallen lassen. Eine persönliche Rückmeldung über die Leistung reiche aus. "In der Grundschule sollten wir auch die Klassenarbeiten ausfallen lassen. Auch die Zensuren können wir erst einmal aussetzen. Es gibt keine Not, bis zur sechsten Klasse irgendwelche Noten zu geben." Bei den höheren Jahrgängen komme man hingegen nicht umhin, Noten zu geben, räumte Hoffmann ein. Für das Abitur 2021 solle es aber Anpassungen geben, um die coronabedingten Unterrichtsausfälle zu berücksichtigen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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