Steinmeier attackiert Merkel
Archivmeldung vom 19.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakIn der Großen Koalition knistert es angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl gewaltig. So wirft der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier der Bundeskanzlerin vor, Ursachen und Auswirkungen der Wirtschaftskrise möglichst schnell vom Tisch fegen zu wollen.
Sechs Monate vor der Bundestagswahl wird der Ton in der Großen
Koalition schärfer. Jetzt greift die SPD-Spitze Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) wegen ihrer Wirtschaftspolitik an. Dass die Kanzlerin der
Auffassung sei, man müsse möglichst schnell zur Normalität
zurückkehren, sei ein Problem, sagte Kanzlerkandidat Frank-Walter
Steinmeier der "Berliner Zeitung".
"Wer glaubt, diese Krise sei nur ein Betriebsunfall, der irrt
gewaltig", so Steinmeier. Vielmehr handle es sich um einen
"historischen Einschnitt, der unser Denken und Handeln in vielen Dingen
des Lebens verändern wird". Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering sagte
der "Financial Times Deutschland", eine Rückkehr zu den alten
Strukturen wäre eine Katastrophe. "Ich zweifle daran, ob Frau Merkel
wirklich die soziale Marktwirtschaft will und nicht bloß die neue
Marktwirtschaft."
Die Regierung müsse jetzt die richtigen Lehren ziehen und
dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passieren könne, sagte
Steinmeier: "Das verlangt mutige Führung. Ohne Rückzieher bei
Managergehältern, bei der Neuordnung der Finanzmärkte oder dem
Austrocknen von Steueroasen." Er bezog sich darauf, dass die Union den
Gesetzentwurf zu Steueroasen diese Woche von der Tagesordnung des
Kabinetts gestrichen hatte. Bezogen auf Merkel, sagte der
Außenminister: "Wer international Forderungen stellt, der muss sie zu
Hause auch durchsetzen."
Auch Müntefering sagte, Merkels internationalen Auftritte
seien "nicht glaubwürdig", wenn sie im Inland zulasse, dass Gesetze wie
das gegen Steuerflucht blockiert würden. "Da nutzt keine
Regierungserklärung, da nutzen keine Gipfelserien, wenn man nicht mehr
mitzieht, sobald es konkret und ernst wird." Der SPD-Chef drohte CDU
und CSU "Krach" an, falls das Gesetz gegen Steueroasen nicht nächste
Woche im Kabinett behandelt werde.
CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer warf der SPD und
Steinmeier seinerseits Populismus vor. "Der Auftritt bei den
Opel-Beschäftigten von Herrn Steinmeier war Populismus pur", sagte
Ramsauer der "Passauer Neuen Presse". Die Rede stehe in krassem
Widerspruch zu dem, was Steinmeier hinter verschlossenen Türen am
Koalitionstisch sage. "Dort bekennt er sich zu klaren Kriterien für
Staatshilfen." Die SPD müsse "endlich aufhören, den Opel-Beschäftigten
in der Öffentlichkeit in verantwortungsloser Weise nach dem Mund zu
reden. Sonst werden falsche Erwartungen geschürt."