Zahl der Wohnungslosen und der Kältetoten steigt
Archivmeldung vom 24.12.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ist alarmiert über eine hohe Zahl mutmaßlicher Kältetoter und befürchtet einen Anstieg von Menschen ohne eigenen Wohnraum erstmals auf mehr als eine Million. "Wir wissen von neun Menschen, die nachts ohne Fremdverschulden gestorben sind. In einigen Fällen laufen noch gerichtsmedizinische Untersuchungen, aber wir gehen davon aus, dass sie keine Wohnung hatten und bei den niedrigen Temperaturen erfroren sind", sagte die Geschäftsführerin des Bundesverbandes, Werena Rosenke, der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Seit Oktober seien vier Todesfälle in Hamburg, zwei in Düsseldorf und jeweils ein Fall in Köln, Essen und Lauchhammer in der Lausitz gemeldet worden. Im Vorjahreszeitraum seien mindestens drei Menschen an Kälte gestorben, viele Todesfälle würden nicht bekannt. Der Geschäftsführer der Obdachlosenhilfe Fiftyfifty in Düsseldorf, Hubert Ostendorf , sagte, laut Obduktionsbericht sei der Ende Oktober vor dem Hauptbahnhof tot aufgefundene Pole an Organversagen gestorben. "Der Mann hätte aber vermutlich überlebt, wenn es in der Nacht nicht bitter kalt gewesen wäre und er mit seinen Vorerkrankungen nicht auf der Straße geschlafen hätte." Nach den Schätzungen der Wohnungslosenhilfe vor einem Jahr haben in Deutschland etwa 860.000 Menschen keine eigene Wohnung, darunter seien 52.000 Menschen ohne jegliches Obdach. Rosenke sagte: "Die Gesamtzahl könnte inzwischen schon auf eine Million Menschen angestiegen sein. Im letzten Jahr lautete unsere Prognose, dass bald 1,2 Millionen Männer, Frauen und Kinder, ohne eigenen Wohnraum sein könnten."
Kontext: Die Wohnungslosenhilfe (BAGW) - der Dachverband sozialer Dienste und Institutionen für Menschen in sozialen Notlagen - dokumentiert die Kältetoten anhand einer systematischen Presseauswertung. Sie beklagt, dass die Bundesregierung keine Statistik von Kältetoten führe - genauso wenig wie eine Statistik über Wohnungs- und Obdachlose.
Quelle: Rheinische Post (ots)