Voßkuhle sieht Möglichkeit für Zurückweisungen von Asylsuchenden

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Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, sieht in Zurückweisungen von Asylsuchenden an der Grenze in Absprache mit den Nachbarländern, wie sie der wohl künftige Kanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigt hat, keinen Rechtsungehorsam, der im Widerspruch zur Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs stehe.
"Die Frage, unter welchen Voraussetzungen Deutschland jemanden an der
Grenze zurückweisen kann, ist rechtlich kompliziert", sagte Voßkuhle dem
"Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Ich finde es aber durchaus legitim zu
überlegen, welche Spielräume vorhanden sind und diese dann auch
auszunutzen."
Diese Vorgehensweise als "kalkulierten Rechtsbruch"
zu diskreditieren, wie das teilweise getan werde, "erscheint mir wenig
lösungsorientiert und aus diskursiver Sicht kontraproduktiv", erklärte
Voßkuhle. Demnach spielt es eine wichtige Rolle, dass das Vorgehen laut
Koalitionsvertrag in "Absprache mit den Nachbarn" geschehen solle. "Wenn
der Schutzsuchende schon in einem sicheren Drittstaat ein Asylverfahren
erfolglos durchlaufen hat, kann er grundsätzlich dorthin zurückgebracht
werden", sagte Voßkuhle.
Der ehemalige Verfassungshüter übte
indes Kritik an Merz' Einladung des israelischen Regierungschefs
Netanjahu nach Deutschland, obwohl gegen ihn ein Haftbefehl des
Internationalen Strafgerichtshofs vorliegt. "Normalerweise muss er dann
festgenommen werden", sagte Voßkuhle. Die Rechtslage sei eindeutig. Für
Netanjahu könne nichts anderes gelten als für andere Menschen. "Ich
hoffe daher, dass Netanjahu so klug ist, nicht hierherzukommen und sich
und uns diese Situation erspart", erklärte der ehemalige Präsident des
Bundesverfassungsgerichts. "Dass die Deutschen sich vor dem Hintergrund
ihrer eigenen Geschichte schwertun, den israelischen Premierminister zu
verhaften, dürfte wohl offensichtlich sein."
Es sei richtig,
Deutschlands Verbundenheit zu Israel deutlich zu artikulieren. "Aber das
heißt nicht, dass wir damit Rechtsbrüche akzeptieren, die jetzt gerade
auch unter der Regierung Netanjahu begangen werden", sagte Voßkuhle.
Quelle: dts Nachrichtenagentur