Brandenburgs Ministerpräsident gegen allgemeine Impfpflicht
Archivmeldung vom 16.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBrandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) steht den Plänen für eine allgemeine Impfpflicht ablehnend gegenüber. "Mit einer Impfpflicht überzeugt man Menschen nicht, sich impfen zu lassen", sagte er dem "Handelsblatt".
"Wir
sollten besser unsere Anstrengungen noch einmal verstärken, die
Menschen über mehr Informationen und Aufklärung dazu zu bringen, sich
freiwillig impfen zu lassen." Er hoffe sehr, dass sich noch möglichst
viele Menschen impfen lassen. Eine Impfpflicht werde die Impfquote aber
"nicht wesentlich erhöhen". Woidke äußerte zugleich die Erwartung an den
Bund, den Ländern zu ermöglichen, bei neuen Corona-Ausbrüchen schnell
reagieren können.
"Es ist im Interesse der gesamten
Bundesrepublik, rechtzeitig Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus
zu ergreifen", sagte der SPD-Politiker. "Nur so können schwere
wirtschaftliche Schäden vermieden werden." Die sogenannte
Hotspot-Strategie helfe, mit der Pandemie umzugehen, fügte Woidke hinzu.
"Es wäre aber falsch, wenn dadurch der Eindruck entsteht, dass die
Pandemie vorbei wäre."
Der Ministerpräsident zeigte sich
überzeugt, dass auch in Zukunft ein "Basisschutz" gebraucht werde. "Das
sind kleine Eingriffe, die für den Einzelnen nicht groß ins Gewicht
fallen", so der Regierungschef. "Dazu zählt für mich das Tragen einer
Schutzmaske in öffentlichen Räumen." Die Vorsitzende des Deutschen
Ethikrats, Alena Buyx, zeigte Verständnis für ein mögliches Abrücken der
Politik von früheren Festlegungen in Sachen Impfpflicht.
In der
Debatte um die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht sei weiterhin
die aktuelle pandemische Entwicklung zu berücksichtigen, sagte sie der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe). "Wir haben
unterstrichen, dass es in dieser Pandemie einen sich verändernden
Sachstand gibt", sagte die Medizinerin und Ethik-Professorin. Inzwischen
sei belegt, dass Omikron weniger schwerwiegende Verläufe habe als
vorherige Virusvarianten. Zugleich zeige die Erfahrung mit dem Impfstoff
Novovax, dass beim freiwilligen Impfen vermutlich nicht mehr viel
erreichbar sei.
"Diese Erkenntnisse sollten in die laufenden
politischen Prozesse einfließen - das ist herausfordernd, aber
notwendig", sagte Buyx. An diesem Donnerstag befasst sich der Bundestag
mit mehreren parlamentarischen Anträgen zur Impfpflicht. Die Vorschläge
reichen vom vollständigen Verzicht auf ein Gesetz bis zur umfassenden
Pflicht für alle Erwachsenen. Der Ethikrat hatte im Dezember
mehrheitlich die Einführung einer weitgehenden Variante empfohlen, in
seiner Stellungnahme aber bereits betont, dass neue Entwicklungen das
Gesamtbild verändern könnten.
"Das haben wir vorausgesehen",
sagte Buyx, ebenso wie es zu weiteren Veränderungen im laufenden Jahr
kommen könne, etwa zu neuen Varianten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur