Umfrage: 62 Prozent haben kein Verständnis für Bahnstreik
Archivmeldung vom 07.11.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Mehrheit von 62 Prozent der Bundesbürger hat laut einer Umfrage kein Verständnis für den Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn. In der repräsentativen Emnid-Umfrage für den Fernsehsender N24 gaben 31 Prozent der Befragten an, Verständnis für den Streik der Lokführergewerkschaft zu haben. Vor einem Monat hatte sich noch eine knappe Mehrheit von 55 Prozent der Deutschen verständnisvoll zum Streik geäußert, während 42 Prozent bereits im Oktober kein Verständnis für den Ausstand der GDL hatten.
Auch die Haltung der Deutschen zur Macht kleinerer Gewerkschaften hat sich im Laufe der Streiks verändert. 55 Prozent der Befragten sind nun dafür, die Macht kleiner Gewerkschaften zu beschneiden, 38 Prozent lehnen das ab. Vor einem Monat war die Mehrheit der Deutschen noch anderer Meinung: Im Oktober wollte nur eine Minderheit von 41 Prozent die Macht kleiner Gewerkschaften beschneiden, die Mehrheit von 52 Prozent lehnte das damals noch ab.
Der Streik der GDL soll noch bis zum Montagmorgen 04:00 Uhr andauern.
Unions-Fraktionschef erwartet bröckelnde Streikfront bei den Lokführern
Unions-Fraktionschef Volker Kauder erwartet, dass die Streikfront bei der Lokführergewerkschaft GDL bröckelt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der CDU-Politiker, viele GDL-Mitglieder seien mit dem Verhandlungsstil ihres Gewerkschaftschefs nicht einverstanden. "Mehr und mehr Lokführer merken doch, dass sie für einen Machtkampf missbraucht werden, in dem es längst nicht mehr um ihre Interessen geht", sagte der Vorsitzende der Unions-Fraktion im Bundestag.
Nach seinen Worten trägt die Deutsche Bahn AG keine Mitschuld an der verfahrenen Lage, weil sie nicht zwei Tarifverträge für eine Berufsgruppe dulden will. Unterschiedliche Tarifverträge für ein und dieselbe Gruppe von Beschäftigten seien bei einem Unternehmen dieser Größenordnung kaum zu handhaben, sagte der CDU-Politiker. Parallel-Tarifverträge würden außerdem nicht zu einer dauerhaften Lösung beitragen. "Bei der nächsten Tarifrunde würde sich der Konflikt wiederholen. Der Betriebsfrieden wäre auf Dauer gefährdet", sagte Kauder.
Er dämpfte überzogene Erwartungen an das Gesetz zur Tarifeinheit, mit dem Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) streiklustige Spartengewerkschaften zähmen will. "Selbst wenn sich das heute viele Bürger wegen Streiks der Lokführer oder Piloten wünschen: Per Gesetz werden nicht alle Probleme gelöst werden können", sagte Kauder. Er warnte davor, wegen des Bahnstreiks in Deutschland "eine Krise herbeizureden". Die Streiktage in Deutschland seien nach wie vor verhältnismäßig gering. Die Gewerkschaften gingen zumeist verantwortungsvoll mit dem Streikrecht um. "Nichts ist aus den Fugen geraten, aber ärgerlich ist es schon", meinte er mit Blick auf den wochenlangen Tarifkonflikt bei der Bahn.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / Neue Osnabrücker Zeitung (ots)