Lemke kritisiert Koalitionsvertrag und eigene Partei

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Die scheidende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) übt scharfe Kritik am Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung. "Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus planen CDU, CSU und SPD offensichtlich, Umweltstandards und Beteiligungs- und Klagerechte der Bürger massiv einzuschränken", sagte sie der "taz".
Sie mache sich große Sorgen, "dass an vielen Stellen der Umwelt- und Naturschutz geschwächt werden soll".
Die
künftige Bundesregierung will das Recht auf Umweltinformationen und das
daraus resultierende Verbandsklagerecht einschränken. Das sei fatal,
sagte Lemke. "Ich bin in einem Land groß geworden, in dem es verboten
war, Daten über die Umwelt zu publizieren. Dafür sind Leute in den Knast
gegangen, von der Stasi verfolgt worden", sagte sie. Mit dem Vorhaben,
künftig weniger Ausgleichsmaßnahmen für zugebaute Flächen
vorzuschreiben, gehe es Schwarz-Rot offensichtlich darum, "den
Naturschutz zu schwächen".
Lemke forderte außerdem ihren
Nachfolger auf, das von ihr aufgelegte Programm Natürlicher Klimaschutz
auszuweiten. "Durch die Änderung der Schuldenregeln steht der neuen
Regierung nun mehr Geld zur Verfügung. Angesichts dieser massiven
Erhöhungen der Mittel erwarte ich von meiner Nachfolgerin oder meinem
Nachfolger, dass er das Programm nicht nur stabilisiert und fortführt,
sondern ausbaut", sagte Lemke.
Kritik übte Lemke auch an der
eigenen Partei, den Grünen. In der öffentlichen Wahrnehmung habe es der
Naturschutz schwer. "Es ist sicherlich ein Problem, dass im politischen
Diskurs auch meiner Partei die ökologischen Themen stark auf technischen
Klimaschutz verengt worden sind", sagte Lemke. "Obwohl wir aktuell mit
Verschmutzung durch Mikroplastik, Verlust von Biodiversität und dem
Artenaussterben weitere riesengroße ökologische Krisen haben. Es wäre
wichtig, den Blick wieder zu weiten."
Die Grünen hätten mit dem
Umweltministerium zwar Verantwortung übernommen. "Aber es gab in den
vergangenen Jahren eine generelle Diskursverschiebung, und es hat auch
auf die Grünen Rückwirkungen, wenn in der Presse permanent andere Themen
dominieren", sagte sie.
Quelle: dts Nachrichtenagentur