Jugendforscher: Corona-Politik hat Jugendliche vergessen
Archivmeldung vom 07.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Jugendforscher Klaus Hurrelmann kritisiert, dass die Politik junge Menschen in der Coronakrise vergessen habe. "Wir merken jetzt, dass sich die Jugendlichen zu Wort melden", sagte Hurrelmann mit Blick auf nächtliche Unruhen und Exzesse in Stuttgart und Frankfurt in diesem Sommer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Jugendlichen und jungen Erwachsenen fehlten derzeit besonders Raum zur Entfaltung sowie Möglichkeiten zur Mitsprache. "Alle Clubs und Freizeitorganisationen sind praktisch ausgefallen", sagte Hurrelmann. Deshalb fehle es jungen Menschen an Möglichkeiten, sich zu erproben und auch mal Grenzen zu überschreiten worauf sie in ihrer Entwicklung dringend angewiesen seien. "Ich wohne direkt an einem Park und kann sehen, wie sich die jungen Leute diese öffentliche Zone erobern, dabei nicht immer den Abstands- und Hygieneregeln folgen und auch nicht unbedingt den guten Umgangsformen."
Hurrelmann fordert deshalb, Jugendliche und junge Menschen in die Entscheidungsprozesse zur Pandemiebekämpfung einzubinden sowohl in Fragen zur Bildung als auch der Freizeitgestaltung. "Wir haben eine politische, konstruktive, engagierte Generation. Das ist eine sehr gute Ausgangslage für Beteiligungspolitik", sagte er. Hurrelmann ist Professor of Public Health and Education an der Hertie School of Governance in Berlin. In Deutschland gilt er als einer der prominentesten Jugendforscher. Er war unter anderem an den Shell-Studien zu den Einstellungen junger Menschen beteiligt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur