Baukindergeld verpufft: Förderung deckt kaum die Kaufnebenkosten
Archivmeldung vom 25.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićZum 31. März 2021 endet der Förderzeitraum des Baukindergelds. Die 2018 eingeführte Maßnahme sollte Familien den Zugang zu Wohneigentum erleichtern, da der Immobilienerwerb bei einer Familie mit einem Kind mit bis zu 12.000 Euro gefördert wird.
Eine immowelt Analyse für familientaugliche Wohnungen und Häuser (80 bis 140 Quadratmeter) zeigt aber: In 368 von 397 untersuchten Stadt- und Landkreisen deckt diese Förderung nicht mal 10 Prozent vom Kaufpreis inklusive Nebenkosten - in über der Hälfte der Regionen sind es sogar weniger als 5 Prozent. In der Regel reicht die Förderung bei einer 3-köpfigen Familie somit nicht für die Kaufnebenkosten, die bei einer 100-Prozent-Finanzierung durch eine Bank aus Eigenkapital bestritten werden müssen. Hinzu kommt, dass diese Kosten direkt nach dem Kauf anfallen, die Förderung aber über 10 Jahre hinweg ausbezahlt wird.
Frankfurt, Hamburg und Berlin: Baukindergeld deckt weniger als 2,5 Prozent von Kaufpreis und Nebenkosten
Den geringsten Effekt hat das Baukindergeld in Frankfurt am Main, wo es lediglich 1,8 Prozent der 665.310 Euro beträgt, die in der Bankenmetropole im Median für eine familientaugliche Immobilie inkl. Nebenkosten nötig wären. 2018 betrug der Anteil immerhin noch 2,2 Prozent. In Potsdam sind es derzeit 1,9 Prozent vom Kaufpreis (618.100 Euro), in Hamburg ebenso (617.970 Euro). Nur geringfügig besser ist die Quote in Stuttgart (2,1 Prozent von 561.360 Euro) und Berlin (2,2 Prozent von 554.240 Euro). Es sind vor allem die Ballungsräume, in denen die hohen Immobilienpreise dafür sorgen, dass das Baukindergeld die finanzielle Belastung beim Immobilienkauf für Familien nur geringfügig mindern kann, da nicht einmal die Nebenkosten gedeckt sind. Den meisten Familien in diesen Städten wäre also beispielsweise durch einen Erlass der Grunderwerbsteuer für den 1. Kauf einer selbst genutzten Immobilie deutlich mehr geholfen.
Sonderfall Bayern
Das Bundesland Bayern ist ein Sonderfall. Der Freistaat stockt mit dem Baukindergeld Plus die Summe auf bis zu 25.000 Euro auf. Daher fällt die staatliche Förderung beim Immobilienkauf mehr ins Gewicht. In München, der teuersten Stadt Deutschlands, sind trotzdem nur 2,7 Prozent der Angebotspreise von im Median 928.270 Euro förderbar. In Nürnberg, der zweitgrößten Stadt in Bayern, sind es immerhin 5,1 Prozent der 487.480 Euro.
Durch die größere Förderung liegen in Bayern aber auch die Kreise mit dem stärksten Effekt. Im Landkreis Hof deckt die staatliche Unterstützung 19,2 Prozent einer familientauglichen Immobilie (130.280 Euro) ab, im Landkreis Kronach sind es 16,6 Prozent (150.910 Euro) und im Landkreis Wunsiedel 14,5 Prozent (172.630 Euro). Alle erwähnten Kreise liegen in Oberfranken nahe der tschechischen Grenze.
Landkreise in Ostdeutschland profitieren von hoher Quote
Aber auch ohne die bayerische Zusatzförderung gibt es Landkreise, in denen das Baukindergeld einen merklichen Anteil an den Kaufkosten einer Immobilie trägt. Diese liegen vor allem in ländlichen Regionen in Ostdeutschland: Im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt reichen die 12.000 Euro für 14,5 Prozent des Kaufpreises inklusive Nebenkosten (82.550 Euro). In den thüringischen Landkreisen Sonneberg sind es 13,1 Prozent (91.490 Euro), im Kyffhäuserkreis 13,0 Prozent (92.600 Euro).
Wirkungsloses Instrument für städtische Familien
Während das Baukindergeld in ländlichen Regionen Familien die nötige finanzielle Spritze zum Sprung ins Eigenheim liefern kann, dürfte es für sich genommen kaum in der Lage sein, die Eigentumsquote in Deutschland flächendeckend signifikant zu erhöhen. Diese bleibt seit Jahren konstant bei rund 44 Prozent (Quelle: empirica Regio) - in hochpreisigen Städten deutlich niedriger. Daran hat auch das Baukindergeld in den 4 Jahren seiner Existenz nichts verändert. Ausführliche Ergebnistabellen zu den Angebotspreisen familientauglicher Immobilien in 397 Stadt- und Landkreisen können hier heruntergeladen werden.
Berechnungsgrundlage:
Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise in 397 ausgewählten deutschen Stadt- und Landkreisen waren in den Jahren 2018 und 2020 auf immowelt.de inserierte Angebote. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine Abschlusspreise. Dabei wurden ausschließlich die Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise geben den Median der auf immowelt.de angebotenen Wohnungen und Häuser mit 80 bis 140 Quadratmetern wieder. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Für die Berechnung der Förderquote einer Familie mit einem Kind wurden die mittleren Angebotspreise (inkl. bundeslandspezifischer Kaufnebenkosten) ins Verhältnis zur Fördersumme von 12.000 Euro gesetzt. In Bayern wurde aufgrund vom Baukindergeld Plus und der Eigenheimzulage mit 25.000 Euro gerechnet.
Quelle: Immowelt AG (ots)