Schäuble erntet Kritik für Äußerung zu Guantánamo
Archivmeldung vom 17.01.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakCDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist mit seiner ablehnenden Haltung zur Aufnahme einzelner Gefangener aus dem US-Lager Guantánamo auf breite Kritik gestoßen. Neben Politikern aus den Regierungsparteien widersprach dem Bundesinnenminister auch ein ehemaliger Häftling, der auf Kuba in dem US-Lager saß.
Die Bundesregierung hat sich von der ablehnenden Haltung des
Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) zur Aufnahme von
Guantánamo-Häftlingen distanziert. Es gebe in dieser Frage noch keine endgültige
Entscheidung, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Jeder Minister, der
sich jetzt bereits festlege, müsse damit rechnen, „dass er sich eines Tages
revidieren muss“, fügte Steg hinzu. Auf jeden Fall sei es für eine solche
Entscheidung heute noch viel zu früh. Erst einmal müsse das weitere Vorgehen
der US-Administration bei der Schließung des Lagers auf Kuba abgewartet
werden.
Sollte sich herausstellen, dass es dort Unschuldige gebe, die nicht in ihr
Heimatland zurückkehren könnten und nicht in den USA bleiben wollten, müsse
darüber nachgedacht werden, was mit ihnen passieren solle. Auf jeden Fall
werde Deutschland schnell entscheiden, sobald sich die Frage konkret stelle,
sagte Steg.
Schäuble hatte am Donnerstag nach einem Treffen mit EU-Amtskollegen in Prag die Übernahme von freigelassenen Guantanàmo- Gefangenen, die ohne Bezug zu Deutschland seien, ausdrücklich abgelehnt. Indirekt hatte Schäuble Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) wegen dessen Ankündigung kritisiert, eine mögliche Aufnahme von einzelnen Häftlingen in Deutschland zu prüfen. Er und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) brauchten „von manchen Beteiligten“ keine Belehrung, hatte Schäuble von Prag aus an die Adresse des Außenministers erklärt. Eine Sprecherin von Schäuble verwies darauf, dass die Innenminister von Bund und Ländern für die Aufnahme von Ausländern zuständig seien. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wollen sich die EU-Außenminister Ende Januar mit der Frage befassen.
Auch der ehemalige Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz kritisierte Schäubles
Weigerung. Man müsse den Amerikanern helfen, das Lager aufzulösen, sagte er
dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es gebe dort drei Häftlinge, die vorher in
Deutschland gelebt hätten. Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz warf
Schäuble parteipolitische Instrumentalisierung gegen Steinmeier vor. Aus
humanitären Gründen müsse auch Deutschland in der Lage sein, einige wenige
Menschen aufzunehmen, sagte er dem Blatt.
Anders als Schäuble hatte sich der
Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), für eine
Aufnahme ausgesprochen. Nach seiner Ansicht sollte Deutschland bereit sein,
in dem Lager einsitzende Uiguren, die nicht nach China zurückehren können,
zu übernehmen. Auch die Grünen und Amnesty International hatten dafür
plädiert-