Habeck warnt vor beschleunigtem Höfesterben in Deutschland
Archivmeldung vom 24.05.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchleswig-Holsteins Landwirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) schlägt vor dem Krisengipfel von Politik und Landwirten am 30. Mai Alarm und warnt vor einem beschleunigten Höfesterben in Deutschland. "Der Strukturwandel verschärft sich derzeit in hohem Tempo", sagte Habeck der "Süddeutschen Zeitung".
"Wohl fünf Mal mehr Milchviehbetriebe als bisher werden aufgeben - zehn Prozent pro Jahr. Das heißt: In fünf Jahren verschwindet in Deutschland die Hälfte der Betriebe. Eine Industrialisierung in diesem Tempo hat es noch nicht gegeben", sagte Habeck weiter. Die Produktionskapazitäten würden von größeren Betrieben übernommen. Die Folge seien ein Kulturwandel im ländlichen Raum und eine weitere Entfremdung von Landwirten und Verbrauchern, warnt der Minister, der im Bundestagswahlkampf 2017 zum grünen Spitzenkandidaten werden will. Die Politik müsse jetzt zügig Maßnahmen ergreifen, damit die Preise endlich stiegen: "Das heißt, die Milchproduktion zu reduzieren und die Bauern dafür entschädigen. Dafür brauchen wir Geld. Fast eine Milliarde Euro", forderte Habeck. Damit wächst der Widerstand gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) lehnt harte Eingriffe in den Markt bislang ab. "Der Minister darf das Schicksal der Branche nicht einfach laufen lassen", sagte Habeck.
Der Agrargipfel findet nach bisherigen Plänen ohne die Länderminister statt. "Schmidt kneift und weicht der Debatte mit den Ländern aus", kritisierte Habeck.
Den Streit um das Unkrautgift Glyphosat hält Habeck noch nicht für beendet. Die EU-Kommission war in der vergangenen Woche mit dem Versuch gescheitert, eine im Juni auslaufende Zulassung für den umstrittenen Stoff zu erneuern. "Ich fürchte, dass die EU-Kommission in den nächsten Wochen noch einen Weg finden wird, den Stoff wieder zuzulassen. Das breite Kreuz für eine Ablehnung gegen die Industrie hat Brüssel nicht", sagte Habeck.
Quelle: dts Nachrichtenagentur