Töpfer für ökologisches Konjunkturprogramm
Archivmeldung vom 05.01.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Union hat sich auf ein Konzept für das neue Konjunkturpaket geeinigt. Der Koalitionspartner steht den Plänen abwartend gegenüber. Die Grünen üben Grundsatzkritik - aber auch innerhalb der eigenen Partei regt sich Unmut.
Unmittelbar vor den Verhandlungen der großen Koalition über ein zweites Konjunkturprogramm der Bundesregierung am Montag wird grundsätzliche Kritik an den diskutierten Plänen von Union und SPD laut. Die Grünen warfen der Koalition Konzeptionslosigkeit vor. Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer forderte ein milliardenschweres ökologisches Konjunkturpaket. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sagte indes, viele Punkte aus dem von der SPD beschlossenen Konzept würden sich im Konjunkturprogramm der Regierung wiederfinden.
CDU und CSU hatten sich am Sonntagabend auf ein gemeinsames Konzept für
die Verhandlungen mit der SPD geeinigt. Es sieht nach Angaben von
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla ein gleichwertiges Verhältnis von
Abgaben- und Steuersenkungen vor. Um die kalte Progression abzumildern,
soll der Grundfreibetrag auf 8000 Euro erhöht werden. Die SPD lehnt
Steuersenkungen ab. Sie fordert ein Konjunkturpaket in Höhe von 40
Milliarden Euro, das sie unter anderem durch einen höheren
Spitzensteuersatz finanzieren will.
Grüne Regierung hat kein schlüssiges Konzept
Grünen-Bundestagsfraktionschef Fritz Kuhn sprach sich gegen
Steuersenkungen aus. "Steuersenkungen helfen nur denen, die Steuern
zahlen, und sind von unsicherer Konjunkturwirkung", sagte er. Deswegen
sei es gerechter und wirksamer, wenn man die entlaste, die wenig haben,
zum Beispiel durch Senkung der Lohnnebenkosten im Niedriglohnbereich.
Kuhns Stellvertreterin Christine Scheel sagte: "Die Regierung hat kein
schlüssiges Gesamtkonzept gegen die Krise. Die Gefahr ist nun, dass
alle Maßnahmen und Mittel wirkungslos verpuffen." Scheel plädierte für
eine sofortige Abschaffung des umstrittenen Gesundheitsfonds. "Das
würde für die große Mehrheit der gesetzlich Krankenversicherten sofort
zu niedrigeren Beiträgen führen", sagte sie.
Kritik aus den eigenen Reihen
Töpfer kritisierte die von der Koalition beschlossene Aussetzung der
Kraftfahrzeugsteuer. "Solche kurzfristigen Strohfeuer bringen uns nicht
weiter", sagte er. Es nütze auch nichts, jetzt Infrastrukturmaßnahmen
vorzuziehen, die ohnehin geplant seien. Konsumgutscheine lehnte er
ebenso ab wie eine Senkung der Steuern auf breiter Front. Töpfer
forderte ein milliardenschweres ökologisches Konjunkturpaket. "Auch
Deutschland braucht jetzt einen Green New Deal", sagte er. Ziel des
Pakets müsse sein, Finanz- und Klimakrise gemeinsam zu bekämpfen. Dazu
seien von Seiten des Staates deutlich mehr Mittel nötig, "als in den
beiden Konjunkturpaketen bislang angedacht ist", sagte Töpfer. Er
forderte Investitionen in eine Infrastruktur für Elektromobilität, in
Nahwärmenetze, energiesparende Techniken und die Gebäudesanierung.
Nahles begrüßte das Konzept von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier
für ein zweites Konjunkturprogramm der Regierung. "Gezielte Hilfen für
Arbeitnehmer mit Kindern sind gerechter und effektiver als die
Steuersenkungspläne der CSU", sagte sie. Für Steuergeschenke sei bei
Verwirklichung des SPD-Konzepts kein Platz mehr. Die SPD habe im
Gegensatz zur Union ein stimmiges Gesamtkonzept.