Grüne fordern Entlassung von Schockenhoff als Russlandkoordinator der Bundesregierung
Archivmeldung vom 03.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Grünen haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, aus Gründen der Glaubwürdigkeit bei ihrem Eintreten für Menschenrechte den derzeitigen Russlandkoordinator der Bundesregierung zu entlassen. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe):
"Wenn Merkel sich glaubwürdig für Menschenrechte in Russland
engagieren will, muss sie in der Konsequenz Herrn Schockenhoff aus
seinem Amt entfernen. Menschenrechte sind nicht nur Schmuckstück bei
Moskau-Reisen der Kanzlerin, sondern auch alltägliche Freiheit zu
Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit."
Schockenhoff hatte angesichts der kurzzeitigen Festnahme und
Misshandlung von Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck am Rande
einer Homosexuellen-Demonstration in Moskau zwar von einem
"abscheulichen Angriff" gesprochen, aber auch bemängelt, "dass sich
jemand in Gefahr begibt, der an einer Demonstration teilnimmt, die
mit dem Hinweis verboten wird, man könne die Sicherheit der
Teilnehmer nicht gewährleisten".
Die Kanzlerin hatte daraufhin erklärt, der Übergriff auf Beck in Moskau sei "außerordentlich beklagenswert" und sie gehe davon aus, "dass Herr Schockenhoff das auch bedauerlich findet und dem auch noch Ausdruck verleihen wird". Ein Gesprächsversuch Schockenhoffs mit dem Grünen, nach einer entsprechenden persönlichen Unterredung zwischen Merkel und Schockenhoff am Donnerstag, beurteilt Beck als misslungen: "Herr Schockenhoff zeigt sich in der Sache uneinsichtig. Ich warte noch immer auf eine öffentliche Erklärung, die sich solidarisch mit den Bürgerrechtlern und kritisch mit der russischen Regierung auseinandersetzt." Schockenhoff selbst betrachtet die Angelegenheit als erledigt. "Er habe alles Notwendige gesagt", ließ der Regierungsbeauftragte auf Anfrage der Zeitung mitteilen.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung