Union rechnet vorerst nicht mit Flüchtlingswelle aus Syrien
Archivmeldung vom 09.12.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach dem Sturz des syrischen Diktators Assad rechnet die Union vorerst nicht mit einer neuen Flüchtlingswelle. "Eine zweite große Flüchtlingswelle halte ich zurzeit für unwahrscheinlich, diese haben wir aus Aleppo auch nicht gesehen", sagte der Außenexperte der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), der "Rheinischen Post".
Ausgeschlossen werden könne sie aber nicht, "wenn die scheinbar schon
laufenden Gespräche zwischen den Gruppen scheitern sollten und der
Bürgerkrieg weiter an Intensität zunimmt", sagte Hardt. Die
Bundesregierung müsse jetzt "angesichts dieser neuen und dynamischen
Lage auf eine rasche Abstimmung in der EU über das weitere Vorgehen
drängen". Syrien sei ein Top-Thema für den Europäischen Rat am 19. und
20. Dezember, so der CDU-Politiker.
Nach 13 Jahren Bürgerkrieg
müsse nun der Friede im Vordergrund stehen, "dabei darf es keine
Denkverbote von außen geben", sagte Hardt. Andere Staaten sollten den
syrischen Gruppen eine Verhandlungsplattform bieten "und ihre
Unterstützung beim Aufbau einer neuen syrischen Gesellschaft
signalisieren". Dadurch könne Syrien wieder eine Stabilität und
Sicherheit erreichen, "die es den vielen Millionen Syrern im Ausland
erlaubt, in ihr Heimatland zurückzukehren und an einem Staat
mitzuarbeiten, der ihre Mitwirkung verdient hat".
Der
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen bezeichnete den Umsturz in Syrien
unterdessen als "eine große Befreiung für das Land und die Menschen".
Die "Hölle von Assad" sei nach 13 Jahren beendet, sagte Röttgen dem
"Spiegel".
Der große Gewinner sei die Türkei. "Erdogan wird
versuchen, seinen Erfolg auch innenpolitisch zu nutzen. Er hat ein
immenses Interesse daran, dass Syrien nicht zerfällt, um eine
Rückführung der drei Millionen Syrer aus der Türkei zu erreichen." Ob
auch syrische Flüchtlinge aus Deutschland zurückkehren können, sei
derzeit zu früh zu sagen, so Röttgen. "Aber es gibt ein Momentum für
Stabilität. Europa muss jetzt auf die Türkei zugehen und Kooperationen
ausloten."
Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner äußerte sich
vorsichtiger. "Es ist gut, dass das Assad-Regime am Ende ist", sagte
Stegner dem "Spiegel". "Doch auch die Milizen sind keine Leute, die wir
uns wünschen. Es ist zu befürchten, dass sie ihre Versprechen nicht
halten werden. Deutschland wird humanitär gefragt sein." Zu Forderungen
nach einem neuen Migrationspakt mit der Türkei und Rückführungen von
syrischen Flüchtlingen zeigte Stegner sich skeptisch. "Schnellschüsse
bringen uns nicht weiter", sagte er. "In Syrien geraten jetzt andere
Menschen in Lebensgefahr, Unterstützer vor Assad."
Quelle: dts Nachrichtenagentur