Berliner Historiker fordert NS-Aufarbeitung von Parlamenten
Archivmeldung vom 20.02.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Berliner Historiker Wolfgang Benz hat die deutschen Parlamente dazu aufgefordert, die NS-Vergangenheit ihrer Nachkriegs-Abgeordneten zu untersuchen. In einem Interview der "Frankfurter Rundschau" sagte der Wissenschaftler, "unbedingt" sollten andere Parlamente eine ähnliche Studie in Auftrag geben, wie sie in Hessen am Dienstag vorgestellt worden war.
"Es ist spät genug", sagte Benz. Die Studie im Auftrag des hessischen Landtags hatte belegt, dass mindestens 92 Mitglieder des Parlaments ehemalige Mitglieder der NSDAP gewesen waren, darunter so bekannte wie Alfred Dregger (CDU) und Rudi Arndt (SPD).
Der langjährige Ministerpräsident Georg-August Zinn war zwar kein NSDAP-Mitglied gewesen, aber gehörte laut der Studie für neun Monate der SA-Reiterstaffel an. Die Frage, ob der Sozialdemokrat Zinn zwangsweise zu dieser Staffel eingezogen worden sein könne, verneinte Wolfgang Benz. "Das kann nicht sein." Das Forschungsergebnis zeige, "dass auch Georg-August Zinn der Versuchung erlegen ist, irgendwie ein Minimum an Gefolgschaft zum Nationalsozialismus zu erbringen und zu zeigen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur